Gold News vom 18. November 2022

Gold & Gesellschaft

Wir lassen heute zuerst andere sprechen.

Bloomberg Opinion: „In dem Insolvenzantrag blickt der glückliche Notfall-CEO von FTX - ein Veteran des Zusammenbruchs von Enron - auf Sam Bankman-Frieds Werk und verzweifelt: "Noch nie in meiner Karriere habe ich ein so komplettes Versagen der Unternehmenskontrollen und ein völliges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen gesehen, wie hier“. Und fügte folgendes hinzu: "Ich vergebe dafür null Punkte. Und möge Gott Erbarmen mit seiner Seele haben."

Wie Matt Levine feststellt, macht die Veröffentlichung der Akte deutlich, dass FTX nicht nur nicht dazu gebracht werden konnte, die Wetten nachverfolgen zu können, die es mit dem Geld anderer Leute abgeschlossen hatte. Es war noch nicht einmal klar oder niedergeschrieben, über wie viel Geld anderer Leute FTX verfügte; geschweige denn, was mit diesem Geld geschah. Man kann zwar einwenden, dass SBF und seine Krypto-Freunde dezentral und disruptiv agierten; „Kerle“ eben und keine langweiligen Finanziers. Aber Sie brauchen über kein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft [MBA] zu verfügen, um die grundlegende Regel der Rechnungslegung, eben „kein Geld der Kunden zu missbrauchen", zu verstehen.

Und bevor man FTX nur als einen faulen Apfel innerhalb einer ansonsten glänzenden Krypto-Ernte abtut, möchte die Redaktion von Bloomberg Sie daran erinnern, dass FTX tatsächlich symptomatisch für eine völlig verfaulte Ernte ist. In einer Branche, die mit wertlosen digitalen Token, überhöhten Bewertungen, lächerlicher Buchhaltung und nicht vorhandenem Kundenschutz überschwemmt wird, setzt FTX den Standard.“

Unsere Einschätzung: Es hilft nicht, den FTX-Skandal mittels diverser Verschwörungs-Theorien nun nachträglich rein waschen zu wollen. Dafür war das Volumen und die Bedeutung viel zu groß. Sollte die Branche der „echten Kerle“ wirklich die anstehende Regulierung überleben wollen, dann muss sie von selbst aus die Kraft entwickeln, sich an die Kandare nehmen zu wollen.

Das werden sie allerdings nicht tun wollen. Weil sie innerlich das bestehende Regime verachten und als illegal betrachten.

Die Politik akzeptiert zwar Verluste oder sogar Pleiten bei Privatiers [Millionäre/Milliardäre], Hedge Fonds oder anderen Finanz-Konstrukten. Und agiert oftmals lahm, blind und schwerfällig. Aber wenn der einfache Kunde – und damit Wähler – so offensichtlich abgezockt wird, dann hört der Spaß auf. Dann werden ganz schnell solche Schwergewichte wie Notenbanken (Fed), Aufsichtsbehörden (SEC, CFTC), Ministerien (Finanz- und Justizministerium), Polizei-Behörden (FBI), Staatsanwälte bzw. Richter und Untersuchungsausschüsse des Kongresses (Senat, Repräsentantenhaus) aktiv. Und die werden dann mit der gesamten Krypto-Branche „kurzen Prozess“ machen.

Ob da jetzt ein Sack Reis in China umfällt oder ein russischer T72-Panzer seinen Turm dreht, ist völlig Jacke wie Hose.

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