Bondmärkte in Aufruhr

Gold News vom 24. Oktober 2022

Gold & Gesellschaft

Die inflationären Folgen in Form von außer Kontrolle geratenen Verbraucher- [17,2 % in Polen] und Erzeugerpreisen [45,8 % für Deutschland] sind inzwischen eingetreten. Der Bann von Null- und Negativzinsen ist gebrochen. Anleger in Staats-Anleihen und Firmen-Verschuldungspapieren – das sind insbesondere sehr große institutionelle Kapitalsammelstellen wie Pensionsfonds -  sehen sich mit wachsenden Verlusten und einem weit verbreiteten Vertrauensverlust in die Zukunft konfrontiert.

So liegt die Rendite der weltweit als Maßstab längerfristiger Schulden geltenden 10-jährigen US-Treasury Bonds bei 4 Prozent.

Wo einst eine Schlange gestanden hatte, um US-Staatsanleihen zu kaufen, haben sich die meisten Investoren zurückgezogen. Zurück bleibt nur noch die Fed, die zwar in Form von Quantitative Tightening [QT] ihre Bilanz zurückfahren wollte und somit gerade diese Anleihen aus dem Portpolio verkaufen müsste. Aber mangels Interessenten kann diese Strategie nebst der gleichzeitigen Erhöhung der Zinssätze als gescheitert angesehen werden.

US-Staatsanleihen haben in diesem Jahr die größten Kursverluste seit mindestens den frühen 1970er Jahren erlitten.

Besonders schlimm tritt diese Entwicklung aufstrebende Volkswirtschaften wie Polen, wo für die 10-jährigen Staatsanleihen bereits 9 Prozent verlangt werden. In Jahr 2020 waren es noch 1,5 Prozent. Man kann sich ausmalen, welche verheerende Auswirkungen dieser Zinssprung insbesondere auf stark Verschuldungskosten sensible Märkte wie Immobilien haben wird.

Wer den Verheißungen unseres Doppel-Rumms-Kanzler Glauben schenkt, bei den deutschen Staatsanleihen handle es sich um den Gold-Standard der Bondmärkte, der wird durch die heutige Meldung im Handelsblatt eines besseren belehrt. Dort heißt es unter dem Titel "533 Milliarden Euro Schulden: Deutsche Unternehmen geraten in die Zinsfalle“.

Wie katastrophal sich die Zinsentwicklung auf die deutschen Unternehmen auswirkt, zeigt die folgende einfache Rechnung, die wir auf Basis des Artikels vorgenommen haben: Durch die gestiegenen Zinsen [von 0,7% auf 4,3%] wird den Unternehmen knapp 20 Mrd. Euro an Cash Flow entzogen. Mit einem Zins von 0,7% waren es nur 3 Mrd. Euro. Diese 17 Milliarden Euro zusätzlich müssen trotz einbrechender Export-Erlöse deutscher Firmen erwirtschaftet werden. Das zeigt zumindest die sich von sehr stark positiv auf leicht negativ bzw. Null entwickelnde Zahlungsbilanz. Denn die höheren Einstandspreise für Energie und Vorprodukte müssen die Unternehmen noch zusätzlich zu den Zinszahlungen leisten.

Dieser double-Defla-Schock erschüttert nicht nur die diversen Asset-Klassen, sondern auch den Kern des deutschen Wirtschaftsmodells: Die Unternehmen.

Wenn das ganze zu einer deflationären Abwärtsspirale auswächst, wird die EZB nicht umherkönnen, die Geldschleusen sperrangelweit zu öffnen. Dann geht der Defla-Schock in einer echte Hyperinflation über.

Den Krieg, der fast immer auf diese Entwicklung folgen muss, den haben wir ja schon.

Marktdaten

KW43 EUR/USD 24.10.22 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 1,0105 1.649,60 USD 1.666,92 EUR  
  -15,68 -0,9%
Silber 19:30 Uhr 1,0105 19,22 USD 19,42 EUR  
  -0,29 -1,5%
Au/Ag 19:30 Uhr   85,8  
[ratio]   0,5 0,5%
Platin 19:30 Uhr 1,0105 921,00 USD 930,67 EUR  
  -14,20 -1,5%
Palladium 19.30 Uhr 1,0105 1.891,00 USD 1.910,86 EUR  
  -64,14 -3,4%
NIKKEI225 7:00 Uhr   26.995,05  
  104,47 0,4%
DAX30 17:30 Uhr   12.943,39  
  212,49 1,6%
S&P500 22:00 Uhr 19:30 Uhr 3.788,75  
    35,71 0,9%

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