Das Ministerium für Wahrheit gibt bekannt

Gold News vom 3. Februar 2022

Gold & Gesellschaft

Es geht weiter aufwärts. „Erzeugerpreise in der Eurozone klettern auf 26,2 Prozent!titelte heute die Finanzmarktwelt.

Dieser im englischen als PPI bezeichnete Indikator unterscheidet sich von der Inflation bei den Verbraucherpreisen – im englischen als CPI bezeichnet – um den Faktor fünf. Denn die Preissteigerung für die Konsumenten soll angeblich nur etwas mehr als 5 Prozent betragen.

In der Türkei ist man da ehrlicher. Zumindest die dortige Statistik-Behörde, die einen Wert von 49% für das CPI und 93,5 Prozent für das PPI gemeldet hat. Prompt verlor der Chef der Statistik-Behörde par ordre du mufti seinen Job.

Mufti passt in diesem Fall auch sehr gut. Denn es handelt sich um den neuen Führer der Türkei mit osmanischen Herrschafts-Allüren: Recep Tayyip Erdoğan. Es ist sowieso erstaunlich, wie solche Statistik-Veröffentlichungen offiziell das Licht der Öffentlichkeit erblicken konnten.

Da sind wir in unseren westlichen Demokratien weit fortschrittlicher. Da existiert schon seit vielen Jahren das Orwell’sche Ministerium für Wahrheit, das uns regelmäßig mit Phantasie-Zahlen versorgt. Schließlich möchte man die Bevölkerung nicht beunruhigen. Denn der Krieg, der derzeit an der Inflationsfront herrscht, ist nach Ansicht unserer Politiker nur eine andere Form des Friedens.

Und mussten wir nicht erst kürzlich lernen, dass es nicht gelte, die Gründe der Inflation zu bestimmen und auszumerzen. Sondern die Betroffenen als Armutssteuer mit zusätzlichen staatlichen Direktzahlungen zu alimentieren?

Die Zahlen 49%-zu-93,5% in der Türkei müssten nach einfacher Dreisatz-Abschätzung eine europäische Inflation der Konsumenten-Preise von 13,8% ergeben. Zumal die Energiepreise als Hauptkostentreiber sowohl Erzeuger- als auch Konsumentenpreise ähnlich stark betreffen müssten. Bloß dass die Steuern und sonstige Umlagen für die Verbraucher oft höher sind als für die Wirtschaft.

Der wohl ehrliche Chef der türkischen Statistik-Behörde musste gehen – der Chef von Eurostat und Destatis darf wegen seiner bis zur Unkenntlichkeit manipulierten Zahlen aber bleiben. Das sind wohl die Errungenschaften unserer schon weit in die Orwell’sche Welt der Zahlen, Nachrichten, Überwachung und Verfolgung fortgeschrittenen westlichen Gesellschaften, die sich selbst als die wahren Demokratien sehen.

Weit von den Methoden der Statistik-Behörden in China können wir aber inzwischen auch nicht mehr sein. Die bauen noch viel größere potemkinsche Dörfer – oder Riesenstädte ohne Einwohner. Hier kann der Westen noch etwas dazulernen.

Marktdaten

EUR/USD 03.02.22 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8746 1.803,20 USD 1.577,08 EUR  
  -21,98 EUR -1,4%
Silber 0,8746 22,32 USD 19,52 EUR  
  -0,52 EUR -2,6%
Au/Ag   80,8  
[ratio]   1,0 1,3%
Platin 0,8746 1.028,00 USD 899,09 EUR  
  -19,96 EUR -2,2%
Palladium 0,8746 2.258,00 USD 1.974,85 EUR  
  -62,97 EUR -3,1%
NIKKEI225   27.219,13  
  -313,00 -1,1%
DAX30   15.373,09  
  -254,93 -1,6%
S&P500 19:30 Uhr 4.508,56  
    -66,69 -1,5%

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