Der Midas von der Moskwa

Gold News vom 28. März 2022

Gold & Gesellschaft

Über Jahrzehnte hinweg hat Wladimir Putin einen gewaltigen Goldschatz angehäuft. Was nützt der ihm jetzt?“ schreibt die ZEIT in ihrem Artikel „Russlands Goldbestände - Der Midas von der Moskwa“.

Natürlich muss man den Artikel so lesen: „GAR NICHTS!“

Klar, dass erst einmal der unmoralische Ansatz der Goldgewinnung gestresst wird. Schließlich will sich der intellektuelle ZEIT-Leser moralisch über alle anderen erhoben sehen. Und Blutgold aus dem Sudan klingt ja so ähnlich wie Blutdiamanten aus dem südlichen Afrika.

Aber dann kam der Autor nicht umhin, die folgende Tatsache seinen Lesern zu verbreiten: „Ein klares Anlagemotiv liegt auf der Hand: So ein Goldschatz ist vor westlichen Sanktionen vergleichsweise sicher. Für andere Vermögen der russischen Notenbank und des Staates gilt das nicht.“

Für regelmäßigen Leser der Gold News ist auch folgende Aussage von Thomas Fischermann keine Überraschung: „Doch damit steckt Putin jetzt in ähnlichen Schwierigkeiten wie einst der mythische König Midas: Viel Gold allein zu besitzen ist noch kein Wert an sich.“

Das ist kein spezifisches Problem von Gold. Man kann beispielsweise ohne eine Berechtigung nicht in einen Waffenladen gehen, um sich dort eine geeignete Feuerwaffe zu kaufen. Egal, ob mit Kreditkarte, Bargeld oder Goldmünzen. Staatliche Regelungen zur Abgabe-Kontrolle bestimmter Gegenstände kann auch Gold nicht aushebeln. Noch nicht einmal der Übergang zum direkten Tausch in Form von Barter-Geschäften würde hier helfen.

Obwohl wir kein Anhänger des Gold-Standards sind – weil dieser meist automatisch mit staatlicher Kontrolle des Goldpreises bzw. des Goldbesitzes verbunden ist – könnte Russland gewillt sein, seine Währung mit einem festen Umtauschverhältnis an den Goldpreis zu binden. Das ist zwar keine hundertprozentige Sicherheit, dass der russische Staat nicht doch mehr Rubel im Umlauf bringt, als Goldreserven vorhanden wären.

Aber das würde der Währung im nationalen Umfeld wieder Stabilität bringen. Natürlich werden auch weiterhin diejenigen Produkte im Preis explodieren, die nicht importiert werden können. Auf Gucci-Mode aus Mailand oder Moet-Champagner aus Paris werden die russischen Oligarchen wohl weiter verzichten müssen. Aber die Produkte der Binnenwirtschaft könnten so auf einem stabileren Niveau gehalten werden.

Außerdem könnte man den Rubel zu einem internationalen Zahlungsinstrument für diejenigen Staaten machen, die die westlichen Sanktionen nicht mittragen wollen. Da müsste nicht bei jedem Waren- und Dienstleistungsfluss physisches Gold ausgetauscht werden. Sondern eine Garantie der russischen Notenbank, bei Bedarf Rubel gegen Gold einzulösen, könnte den elektronischen Zahlungsverkehr trotz westlichen Embargos aufrechterhalten.

Im Prinzip wäre das wie die ursprüngliche Bretton Woods Regelung, die von 1944 bis 1971 für den US-Dollar gegolten hatte. Und von Nixon einseitig aufgehoben wurde, weil die Kosten des Vietnam-Krieges mit so viel frisch gedruckten Dollars bezahlt wurden, so dass die eigenen Goldbestände nicht mehr ausreichten.

Alle mal besser, als vor den Trümmern seiner quasi konfiszierten Dollar- oder Euro-Bestände zu stehen.

Marktdaten

KW13 EUR/USD 28.03.22 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,9097 1.939,90 USD 1.764,73 EUR  
  -12,81 -0,7%
Silber 19:30 Uhr 0,9097 25,09 USD 22,82 EUR  
  -0,27 -1,2%
Au/Ag 19:30 Uhr   77,3  
[ratio]   0,4 0,5%
Platin 19:30 Uhr 0,9097 989,00 USD 899,69 EUR  
  -9,91 -1,1%
Palladium 19.30 Uhr 0,9097 2.184,00 USD 1.986,78 EUR  
  -114,39 -5,8%
NIKKEI225 7:00 Uhr   27.966,51  
  -172,66 -0,6%
DAX30 17:30 Uhr   14.465,35  
  147,37 1,0%
S&P500 22:00 Uhr 19:30 Uhr 4.539,84  
    8,61 0,2%

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