Die Rechnung für Draghis „Whatever it takes“

Gold News vom 14. Juni 2022

Gold & Gesellschaft

Als am 26. Juli 2012 der damaliger EZB-Präsident Draghi mit seiner „Whatever it takes“ Rede den Euro vor dem bevorstehenden Kollaps retten konnte, haben sich Politiker und Medien fast bepisst vor Lob für die Reaktion des Notenbank-Chefs auf die Euro-Krise.

Dabei hat er lediglich die ultimative Karte gezogen, über die jede souveräne Notenbank im Extremfall verfügt: Nämlich mit einem praktisch unendlichem Vorrat an Euros alle (nicht liquide – also unverkäuflich - gewordenen) Finanz- und Industriewerte aufzukaufen. Zuvor waren alle staatlichen Bemühungen von Merkel, Schäuble & Co mittels Rettungsfonds einen funktionierenden Markt wiederherzustellen, gescheitert.

Die damalige Bazooka hatte sich nämlich als schwerer Rohrkrepierer herausgestellt, dessen Schrapnellen selbst das damals noch finanzstarke Deutschland zu bedrohen wagten.

Aber es ist wie immer im richtigen Leben: Man begegnet sich irgendwann einmal ein zweites Mal.

Dieses Déjà-vu Ereignis bestimmt die heutige Zeit. Und dabei stellt sich heraus – was für eine Überraschung – dass Draghis Ankündigung damals auch nur eine andere Form eines Rohrkrepierers war.

Diesmal ist der EZB bloß das ganze Geschütz um die Ohren geflogen.

Selbst die sich sonst für insbesondere in Geldangelegenheiten (ohne zugrunde liegende reale Wertschöpfung) groß fühlenden Franzosen merken inzwischen, dass sich hier ein gewaltiges Unwetter zusammenbraut.

Die Verstärker könnten zerstörerischer nicht sein: Rückabwicklung der Globalisierung. Und Wegfall der Friedensdividende. Plötzlich wird alles teurer im Quadrat.

Die WELT widmet sich dieser Analyse des französischen Autor und Wirtschaftsexperte François Lenglet unter dem Titel „Inflation: „Das ist die Rechnung für das ,Whatever it takes‘ von Draghi“.

Dort meint er, dass „die Zentralbanken die Kontrolle verloren“ haben und von einer „ausweglosen Situation“ stehen. Auf gut Deutsch: „Die Notenbanken sitzen in einer Klemme“.

Zum staatlichen Preisdeckel für Rohstoffe und Energieträger meint er: „Es sind die Preisdeckel für Gas und Strom sowie die Senkung der Kraftstoffsteuern, die die Inflation bei uns begrenzt haben. Die französische Statistikbehörde INSEE schätzt, dass diese Maßnahmen den Preisanstieg um zwei Prozentpunkte verringert haben. Diese zwei Prozentpunkte sind allerdings nicht verschwunden, sie wurden auf den Steuerzahler übertragen und erhöhen damit unsere Staatsverschuldung. Wie immer blockiert das „Einfrieren“ der Preise nichts, sondern verlagert die Last nur auf ein anderes Opfer. Der Staat, der mehr und mehr zum Versicherer aller Risiken wird.

So ist das eben, wenn die sozialistischen Ideale in der Wirklichkeit verpuffen.

Der Artikel schließt mit folgender Feststellung: „Die Zentralbanken haben die Kontrolle verloren. Sie sind mit ihrer Politik der massiven Geldschöpfung zum Teil für die derzeitige Inflation verantwortlich. Abgesehen von den genannten strukturellen Ursachen ist die Inflation die Rechnung für das „Whatever it takes“ von Ex-EZB-Chef Mario Draghi

Am Ende will wieder keiner mitgemacht haben. Und Schuld eingestehen will man erst recht nicht. Schließlich haben Keynes und die Modern Money Theory nicht versagt. So wie bei Adolf, dessen Aufrüstung mittels Mefo-Wechseln am Ende auch im Zweiten Weltkrieg endete.

Marktdaten

EUR/USD 14.06.22 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,9586 1.813,20 USD 1.738,13 EUR  
  -13,53 EUR -0,8%
Silber 0,9586 20,95 USD 20,08 EUR  
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Au/Ag   86,5  
[ratio]   0,4 0,5%
Platin 0,9586 917,00 USD 879,04 EUR  
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Palladium 0,9586 1.744,00 USD 1.671,80 EUR  
  8,01 EUR 0,5%
NIKKEI225   26.630,97  
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DAX30   13.305,18  
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S&P500 19:30 Uhr 3.757,82  
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