Heiteres Statistikdaten-Lügen mit dem Bruttoinlandsprodukt

Gold News vom 4. August 2020

Marktgeschehen

Es ist jetzt 18:00 Uhr. Und wie ein Kaninchen gespannt schauen wir auf Gold: Knacken wir heute die Marke von $2.000 pro Feinunze, oder nicht? Schließlich konnte sich laut Kitco.com das Gelbe Metall bis auf 20 Cent an die $2.000er-Marke heranarbeiten.

Eigentlich müssten ja laut WELT von gestern die Edelmetall-Investments in Papier-Silber, Papier-Platin und Papier-Palladium viel besser als physisches Gold laufen. Schließlich ging die folgende Nachricht über den Ticker: „Gold price at daily highs as U.S. factory orders beat expectation in June“.

Der im WELT-Artikel angekündigte Konjunktur-Aufschwung in dem Teilbereich der produzierenden Industrie ist also da – aber anders als dort orakelt wurde, befeuert das auch das Edelmetall, das man physisch ohne Zahlung der Mehrwertsteuer von 16 Prozent bei sich zuhause, anstatt in einem Freilager unter fremder Kontrolle deponieren kann: Gold.

Die Systempresse ist nicht nur ahnungslos – sie ist auch völlig orientierungslos. Jedenfalls hat sie erkannt, dass mit den Renditen der 10-jährigen US-Treasuries die letzte Bastion der Sparer gefallen ist. Vor einem Jahr hat man noch 2,7 Prozent Zinsen für dieses risikoärmste US-Dollarinvestment bekommen. Jetzt sind es nur noch 0,5 Prozent – also praktisch Null. Wie bei Gold. Aber das bietet zumindest Inflationsschutz – also Vermögenssicherung auch in Zeiten, wo kein System-Untergang droht.

Es ist jetzt 18:30 Uhr und Gold hat in der Spitze die Marke von $2.002 erreichen können. Zeit, den heutigen Gold News Bericht abzuschließen.

Gold & Gesellschaft

Deutschland kommt Dank der großen Weisheit unserer Bundeskanzlerin gut durch die Corona-Krise. Während die Vereinigten Staaten unter Donald Trump kurz vor dem Kollaps stehen.

So oder ähnlich werden die Nachrichten-Schnipsel von unseren GEZ-Medien und auch von der schreibenden Zunft uns in einem gut geformten Bild präsentiert. Framing nennt man diese Methode der Massen-Psychologie, mit der man eine Fiktion oder Scheinwelt schaffen kann, die mit der Wirklichkeit nicht mehr viel gemein hat.

Eine ganz perfide Methode des Framings ist die Darstellung nicht vergleichbarer Zahlen aus der Statistik, um das gewünschte Bild zu erhalten. Da die Statistik eine Wissenschaft als Teil der Mathematik ist, genießt sie in der breiten Öffentlichkeit ein hohes Ansehen.

Zu Unrecht – denn nur like-zu-like Zahlen sind wirklich miteinander vergleichbar. Und so werden derzeit Zahlen zum Bruttoinlands-Produkts [BIP] – oder Gross Domestic Product [GDP] – der Vereinigten Staaten und Deutschlands präsentiert, die eben diese Vergleichbarkeit nicht aufweisen.

Wir sind alle darauf reingefallen – auch ich als kritischer Beobachter der Zahlen.

Was ist nun geschehen? „Einer ersten Schätzung der US-Regierung zufolge schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 32,9 Prozent“ schrieb beispielsweise die WELT in einem Artikel heute.

Und Deutschland? Dessen „Wirtschaft bricht um 10,1 Prozent ein“, berichtete die Tagesschau.

Sind wir nun drei Mal so gut wie die USA, wie deutsche Medien unisono durch vergleichende Darstellung dieser beiden Statistik-Meldungen suggerieren?

Weit gefehlt: Wir sind ein besonders schlimm zugerichtetes Opfer des Framing geworden.

Man muss nämlich like-to-like - ein besseres Wort fällt mir in der deutschen Sprache derzeit nicht ein – Daten vergleichen.

Und die sagen für das Zweite Quartal 2020 im Vergleich zum Zweiten Quartal 2019 folgendes aus:

USA: -9,5 %

Deutschland: -11,7 %

Na hoppla, da kommt jetzt ein ganz anderes Bild zustande. Mit dem Inhalt, dass Deutschland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten plötzlich schlechter abschneidet.

Um das zu verstehen, müssen wir uns die Rohdaten ansehen. Das Bureau of Economic Analysis [BEA] veröffentlichte am 30. Juli folgende Information: “Gross Domestic Product, Second Quarter 2020 (Advance Estimate) and Annual Update”. Da steht wirklich auf der ersten Seite etwas von einem Einbruch von 32,9 Prozent für das 2. Quartal drin.

Wir suchen aber die Zahlen im Vergleich zum 2. Quartal des Vorjahres. Und auf Seite 14 werden wir in „Table 6. Real Gross Domestic Product: Percent Change from Quarter One Year Ago” fündig. Allerdings steht da nur ein Rückgang von 9,5 % im 2. Quartal 2020.

In Deutschland werden die Daten von DSTATIS, dem Statistischen Bundesamt, veröffentlicht. Da finden wir auch die durch die Medien geisternde Zahl -10,1 % zum Vorquartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt). Das wollen wir aber gar nicht wissen. Schließlich ist das BIP im Vorquartal bereits geschrumpft. Und was bereits geschrumpft ist, das schrumpft im Nachfolgequartal dafür prozentual umso niedriger. Sieht halt besser aus für die Regierungspropadanda.

Vielmehr wollen wir diese Zahl hier wissen: „-11,7 % zum Vorjahresquartal (preisbereinigt)“.

Während die Öffentlichkeit weiter rät, hat sich das Schweinderl mit 5-Mark-Stücken gefüllt. Und keiner konnte diese Statistik-Lüge erraten. Erschreckend, nicht wahr?

Marktdaten

EUR/USD 04.08.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8496 2.003,10 USD 1.701,83 EUR  
  23,72 EUR 1,4%
Silber 0,8496 25,71 USD 21,84 EUR  
  1,18 EUR 5,7%
Au/Ag   77,9  
[ratio]   -3,3 -4,1%
Platin 0,8496 933,00 USD 792,68 EUR  
  16,47 EUR 2,1%
Palladium 0,8496 2.015,00 USD 1.711,94 EUR  
  28,47 EUR 1,7%
NIKKEI225   22.581,51  
  404,95 1,8%
DAX30   12.588,94  
  -74,86 -0,6%
S&P500 19:30 Uhr 3.299,21  
    0,77 0,0%

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