Hungersnot auf schleichenden Sohlen

Gold News vom 25. April 2022

Gold & Gesellschaft

Noch ist es nur die Inflation bei Lebensmitteln, über die viele Bürger mit einem müden Lächeln hinwegschauen. Schließlich herrschte viele Jahrzehnte lang Überfluss, und ein bisschen Abspecken könnte uns sicherlich nicht schaden.

Aber dann sehen wir plötzlich solche Nachrichten, die uns vom Anstieg der Erzeugerpreise in Spanien für den März 2022 von 46,6 Prozent berichten. Wir wissen: Der Anstieg der Erzeugerpreise ist nur ein vorlaufender Indikator für den Anstieg der Preise für die Konsumenten.

Nun scheint aber nicht nur Nitrat-Dünger knapp und teuer zu werden, sondern auch Kali-Dünger. Der erstere wird künstlich mittels des Haber-Bosch-Verfahrens der Ammoniak-Synthese aus Erdgas hergestellt. Aber Kali-Dünger muss mittels Bergbau gefördert werden. Gut, dass Deutschland für den Eigenbedarf über die entsprechenden Kali-Vorkommen verfügt.

Andere Länder verfügen jedoch nicht über diesen Luxus. Sie sind auf Lieferungen aus Weißrussland und Russland angewiesen, die bekanntermaßen nun nicht mehr stattfinden werden.

Für die Landwirtschaft des Anbau-Jahres 2022 stellt das noch kein Problem dar. Denn die Vorräte an Düngemitten sind vielfach ausreichend.

Aber was kommt dann? Damit hat sich der WELT-Artikel „Wirtschaft warnt vor „einer der größten Hungersnöte der Menschheitsgeschichte“ beschäftigt. Natürlich musste auch er hinter einer Paywall verschwinden. Man möchte schließlich das Angstgefühl der Menschen auf den militärischen Aspekt des Ukraine-Krieges kanalisieren.

Überall stellen wir plötzlich fest, dass die Jahrzehnte lang vorherrschende Doktrin der Just-in-Time Ökonomie ein fataler Fehler war: „Für Erd- und Flüssiggas will die Bundesregierung ebenfalls nationale Vorräte schaffen, um gegen weitere Preissprünge und mögliche Lieferausfälle infolge des Russland-Krieges gerüstet zu sein. Doch womöglich muss die Liste der Vorratsgüter von nationaler Bedeutung noch um ein weiteres Produkt erweitert werden, das bisher in der öffentlichen Wahrnehmung eher ein Nischendasein führte: Kunstdünger.“

Inzwischen hat man auch erkannt, dass es nicht nur der von der Erdgas-Versorgung abhängige Stickstoff-Dünger ist, der zum Problem wird: „Seit dem Einmarsch russischer Truppen sind sie regelrecht explodiert: Rund 1700 Dollar kostet die Tonne Stickstoffdünger mittlerweile, so viel wie noch nie. Üblich waren über Jahre hinweg Kosten von 200 bis 300 Dollar pro Tonne. Auch der Preis für Kalidünger, der im Gegensatz zu Kunstdünger nicht synthetisch hergestellt, sondern in Bergwerken abgebaut wird, reicht mittlerweile an 1000 Dollar je Tonne heran. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es noch 300 Dollar.

Was heißt das jetzt konkret. Dazu zitiert die WELT den Experten Berninger wir folgt: „„In Summe steht Russland für rund ein Drittel des weltweiten Kunstdüngers“, sagt Berninger im WELT-Gespräch. Und jede Tonne Dünger, die wegfalle, habe gravierende Auswirkungen, rechnet der Experte vor.  „Etwa 3,2 Milliarden Menschen auf der Welt werden durch die Nutzung von Kunstdünger ernährt. Das bedeutet: Jedes Prozent, das fehlt bei der Düngerversorgung, lässt 32 Millionen Menschen hungern.

Ausmultipliziert müssten also eine Milliarde Menschen auf der Erde zusätzlich Hunger leiden. Was das heißen wird, steht im zweiten Teil des Artikels: „Ich fürchte, wenn die Weltgemeinschaft da nicht hilft, vor allem in Afrika, dann bekommen wir eine ganz fürchterliche Hungersnot und damit auch eine neue Flüchtlingsbewegung.

Da wird noch eines noch einiges auf uns zukommen. Nicht plötzlich und auch nicht schnell, sondern auf schleichenden Sohlen.

Marktdaten

KW17 EUR/USD 25.04.22 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,9328 1.895,90 USD 1.768,50 EUR  
  -20,72 -1,2%
Silber 19:30 Uhr 0,9328 23,61 USD 22,02 EUR  
  -0,32 -1,5%
Au/Ag 19:30 Uhr   80,3  
[ratio]   0,2 0,3%
Platin 19:30 Uhr 0,9328 916,00 USD 854,44 EUR  
  -3,03 -0,4%
Palladium 19.30 Uhr 0,9328 2.060,00 USD 1.921,57 EUR  
  -201,75 -10,5%
NIKKEI225 7:00 Uhr   26.584,56  
  -520,70 -2,0%
DAX30 17:30 Uhr   13.926,64  
  -215,45 -1,5%
S&P500 22:00 Uhr 19:30 Uhr 4.224,36  
    -47,48 -1,1%

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