Immobilien, zur Sonne, zur Freiheit
03.09.2020 19:30
Gold News vom 3. September 2020
Marktgeschehen
„Falsche Lehren aus der Großen Depression?“ schrieb am 26. August ein Gastkommentator in der Neuen Züricher Zeitung [NZZ]. Vor allen Dingen räumt Oliver Kessler mit der Vorstellung auf, sowohl Politik als auch die Fed hätten eine restriktive Geldpolitik betrieben und somit die Depression in den 30er Jahren verursacht.
Er schreibt: „Es scheint aber, dass gerade bei der verheerendsten wirtschaftlichen Katastrophe des letzten Jahrhunderts – der Grossen Depression – inkorrekte Schlussfolgerungen gezogen wurden. So wird heute bei vielen Ökonomen die Meinung vertreten, die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre wäre durch eine expansivere Geldpolitik zu verhindern gewesen. Mit dem Hinweis auf diese vermeintliche Lehre aus der Jahrhundertkrise wird auch die ultraexpansive Geldpolitik der heutigen Tage legitimiert. Man will eine weitere Katastrophe schliesslich um jeden Preis verhindern.“ Und weiter heißt es: „Doch wer die Zahlen zu den Geldaggregaten aus der Zeit der Grossen Depression unter die Lupe nimmt – wie etwa der Ökonom Murray Rothbard (‘America’s Great Depression’) –, erkennt, dass in den Jahren vor und zu Beginn der Krise entgegen dem vermeintlichen ‘wissenschaftlichen Konsens’ gar keine restriktive, sondern eine expansive Geldpolitik vorherrschte.“
Überraschung!!!
Es war also nicht der Goldstandard, der als natürliche Grenze gegen die ungehinderte Ausweitung der Geldmenge als Korrektiv stand. Sondern trotz der Bindung des US-Dollars an Gold konnten Staat und Notenbank trotzdem die Geldmenge kräftig ausweiten. Und die Depression kam trotzdem.
Wir sind schon lange der Ansicht, dass die Große Depression erst mit Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg endete. Zuvor hatten sich die USA noch als Lieferant von Munition und Kriegsgerät für das bereits kämpfende Großbritannien betätigt.
Die Politik der massiven Ausweitung der Geldmenge ist also – historisch gesehen – kein Garant dafür, eine schwere Wirtschaftskrise verhindern zu können.
Gold & Gesellschaft
Die Innenstädte sterben aus – das Vertrauen in die Kräfte des Markts schwinden. Das will uns jedenfalls die WELT berichten, die ihren anfangs noch öffentlich zugänglichen Artikel „Verstaatlichung der Innenstadt soll den Einzelhandel retten“ schnell hinter einer Paywall verstecken musste. Der Grund waren wohl die vielen empörten Kommentare der Leser.
Aber wer die WELT-Artikel regelmäßig liest, dem ist auch aufgefallen, dass hier ein publizistischer Groß-Lobbyist für die Immobilien-Branche sein Unwesen treibt. Kein Wunder, dass es jetzt an allen Enden kracht. Die Immobilien-Haie haben über Jahrzehnte die Innenstadt-Lagen zu einer zweiten Fifth Avenue werden lassen, wo Mieten wie bei Tiffany bezahlt werden mussten.
Dieses Modell der Ausplünderung der Konsumenten – am Ende werden die horrenden Mieten auf die verkauften Produkte aufgeschlagen – ist eindeutig gegen die Wand gefahren. Und wie reagieren die um ihre Fond-Beteiligungen und Mieteinnahmen besorgten Verbandsvertreter: Sie fordern die staatliche Übernahme dieser Objekte. Damit zumindest ein Teil der erwarteten Investitions-Renditen gerettet werden können.
Deutschland - ein sozialistisches Paradies: Brüder, zur Sonne, zur Freiheit hieß es damals in einem bekannten Lied der Arbeiterbewegung. Bloß dass es sich diesmal um Verbandsvertreter und Kapitalisten – also um den Wert ihrer Objekte Besorgte – handelt, die dieses Lied anstimmen.
Wurde die WELT nicht erst kürzlich von dem US-Finanzinvestor KKR zu einem großen Teil übernommen, der angeblich als besonders Trump-freundlich gilt? Da passt wohl was nicht zusammen.
Doch – tut es. Wir stehen am Vorabend eines historischen Zusammenbruchs. Und da sind alle marktwirtschaftlichen Gesetze der Vergangenheit außer Kraft gesetzt worden. Für Springer und KKR geht es auch nur um das nackte Überleben. Deshalb schreibt man solche Artikel.
Der deutsche Immobilien-Depp rafft am Ende sowieso nichts. Er träumt weiter von seinem wertstabilen Real-Vermögen, dass natürlich nur im Wert steigen kann.
Und während die einen lautstark krakeelen, steht der nächste Kandidat bereits vor der staatlichen Haustür: „VW ruft nach Staatshilfe“ schreibt diesmal ein anderes angeblich marktwirtschaftliches Blatt. „Der VW-Aufsichtsratschef warnt vor Unternehmenspleiten in der Zuliefererindustrie – und drängt auf mehr Staatshilfe, etwa für den Ausbau der Ladeinfrastruktur.“ Seine Lieferanten muss man halt auch pflegen – und darf sie nicht mit Niedrigpreisen gegen die Wand fahren.
Marktdaten
EUR/USD | 03.09.20 | Kurs / Delta | in Prozent | |
Gold | 0,8448 | 1.931,90 USD | 1.632,07 EUR | |
-4,16 EUR | -0,3% | |||
Silber | 0,8448 | 26,70 USD | 22,56 EUR | |
-0,45 EUR | -1,9% | |||
Au/Ag | 72,4 | |||
[ratio] | 1,2 | 1,7% | ||
Platin | 0,8448 | 883,00 USD | 745,96 EUR | |
-12,98 EUR | -1,7% | |||
Palladium | 0,8448 | 2.185,00 USD | 1.845,89 EUR | |
46,05 EUR | 2,6% | |||
NIKKEI225 | 23.463,99 | |||
213,80 | 0,9% | |||
DAX30 | 13.045,06 | |||
-179,54 | -1,4% | |||
S&P500 | 19:30 Uhr | 3.461,18 | ||
-105,53 | -3,0% |
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