Italiens Wirtschaft im Norden lahmgelegt

Gold News vom 26. Februar 2020

Marktgeschehen

Hong Kong scheint jetzt das zu beginnen, was der IWF vor mehreren Monaten als Lösung für unser Deflations-Problem ansah: Nämlich Helicopter Money. Die DWN berichten unter dem Titel „Helikopter-Geld: Hongkong gibt jedem Einwohner 1200 Euro“ darüber, dass die Regierung jedem Einwohner rund 1.200 Euro auszahlen will. Und das bedingungslos – und ohne zusätzliche Verschuldung für die Bürger. Natürlich ist die Gefahr groß, dass dieses zusätzliche Geld, das ohne entsprechende Gegenleistung z.B. durch Arbeit, entstanden ist, die Währungen noch weiter in den Abgrund zieht. Schließlich haben sie schon die letzten Monate kräftig gegen die Wertanlage Gold verloren.

Die WELT schätzt währenddessen, dass die Auswirkungen der Krise in China erst im März für uns sichtbar werden [„Im März werden in Europa etliche Produkte knapp werden“] . Dann drohe, dass in Europa etliche Produkte knapp werden. Und auch den betroffenen meist kleinen und mittelständischen Unternehmen drohe die Pleite.

Ambrose Evans-Pritchard [AEP] vom Telegraph hat gestern seine ursprüngliche Einschätzung, das man das Virus sich einfach wie eine Grippe-Epidemie austoben lassen solle – und wieder zurück an den Arbeitsplatz gehen sollte, mit Verweis auf den derzeitigen Ausbruch in Europa revidiert. Er schreibt unter dem Titel „Coronavirus threatens the global economy with a 'sudden stop'“ und bringt zwei wichtige Aspekte mit in die Diskussion. Das erste Argument betrifft die Lage unserer Wirtschaft, die bereits für externe Schocks sehr anfällig sei. Denn die Zentralbanken können mit mehr und billigem Kredit die Unternehmen nicht mehr zur Aufrechterhaltung ihrer bisherigen Wirtschaftsleistung motivieren. Und erschwerend hinzu kommt der in der Wirtschaft bereits viel verbreitete Hebel-Effekt [leveraging]. D.h. die Firmen können sich gar keinen gesunden Rückgang ihres Ausstoßes mehr leisten, weil der über Jahre und Jahrzehnte aufgetürmte Schuldenturm damit zusammenbrechen würde. Die zweite Erkenntnis betrifft Gesundheits-Parameter des neuen Virus im Vergleich zu einer normalen Grippe-Ausbreitung. Aber lassen wir AEP dazu sprechen: „I just heard on the BBC, which stated that the death rate is comparable to flu. No, it is not. The average morbidity of flu annually is 0.1pc; Covid-19 is an order of far greater magnitude. The latest tracking data as of February 22 (unreliable, but the best we have) is that the mortality rate is 4.0pc in Wuhan, 2.8pc in Hubei, and 0.8pc in other regions of China, though all figures are creeping up as slow deaths hit the data. (…) this is surely more like the Spanish Flu of 1918 than anything we are used to. Chinese data suggests that roughly 14pc of those infected over the age of 80 are dying.

Am Ende vergleicht er die heutige Entwicklung mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Auch vor mehr als hundert Jahren brachen dort die Lieferketten abrupt ab und in Ländern wie dem Deutschen Reich brach durch die Seeblockade der Engländer eine Hungersnot aus. Und zu allem Übel kam am Ende des Krieges noch eine tödliche Epidemie hinzu: Die Spanische Grippe – interessanterweise mit einer Letalität in der Größenordnung von Covid-19.

Das ist auch der Grund, warum sich AEP zu einer Revision seines Artikels vor einigen Tagen entschloss. Wir arbeiten zwar, um zu leben. Aber Arbeit sollte heutzutage nicht mit einem signifikanten Risiko für das Überleben verbunden sein.

Gold & Gesellschaft

Der US-Wirtschaftssender CNBC meldet heute im Rahmen seiner täglichen Berichterstattung über das Covid-19 Virus: „8:46 a.m.: Trump announces news conference with CDC officials“ und „8:31 am: Italy cases triple in two days as outbreak surges“. Der US-Präsident verfügt über ein feines Gespür, welche Auswirkungen – auch für die Vereinigten Staaten – diese Virus-Krise hat. Deshalb hat er auch für heute Nacht um 24:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit zu einer gemeinsamen Pressekonferenz  mit Vertretern der Gesundheitsbehörde CDC eingeladen. Wie für einen Politiker üblich, beschuldigt er die Presse einer Berichterstattung, die zu panischen Aktionen der Wirtschaftsführer und der Bevölkerung führen könne.

Nun sind die Nachrichten aus Italien alles andere als vielversprechend. Praktisch aus dem Nichts ist die Krise auf dem europäischen Kontinent angekommen – und breitet sich auch in Richtung Deutschland aus. Anders als noch rechtszeitig der Karneval in Venedig wurden nämlich die närrischen Großveranstaltungen im Rheinland nicht abgesagt. Vielmehr pflegte das infizierte Ehepaar in NRW die letzten 14 Tage zahlreiche Kontakte und war auch im Karneval unterwegs.

Die Neue Züricher Zeitung [NZZ] beschäftigte sich gestern ebenfalls mit den nüchternen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf die betroffenen Region  in Nord-Italien. Unter dem Titel „In Italien nehmen die Fallzahlen zu - in Mailand sinkt der Stromverbrauchstellt man lapidar fest, dass sich der Stromverbrauch der Wirtschaftsmetropole Mailand am Montag um 8,5 Prozent im Vergleich zu den vorangehenden Montagen reduziert hat. Das klingt aus dem ersten Blick nicht besonders Besorgnis erregend. Diese Zahlen sind dann aber schon markanter: „In den Hotels wurden in den letzten zwei Tagen 30 Prozent der Buchungen storniert, das bedeutete Mindereinnahmen von 6 Millionen Euro. In den Restaurants wurden Buchungen für 5 Millionen Euro abgesagt. Und den geschlossenen Kinos entgehen 900 000 Euro Einnahmen pro Woche.

Welche Dimension die Krise annimmt, zeigt die folgende Passage: „Die Provinz Mailand allein erwirtschaftet mit 3,2 Millionen Einwohnern fast 10 Prozent des italienischen Bruttoinlandprodukts. Die hoch entwickelte Wirtschaft der Lombardei sowie von Veneto, Piemont und Emilia Romagna macht zusammen 48 Prozent der italienischen Gesamtwirtschaft aus.

Genau das ist auch der Grund, warum Donald Trump derzeit daran arbeitet, die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten zu beruhigen. Den Anstieg des Gold-Preises seit Anfang der Woche hat man ja mit koordinierten Aktionen bremsen können. Wobei die Krise wirklich durch alles andere als durch reine Wirtschafts-Philosophie lösbar erscheint.

Marktdaten

EUR/USD 26.02.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,9191 1.641,40 USD 1.508,61 EUR  
  -5,72 EUR -0,4%
Silber 0,9191 17,85 USD 16,41 EUR  
  -0,30 EUR -1,8%
Au/Ag   92,0  
[ratio]   1,3 1,5%
Platin 0,9191 911,00 USD 837,30 EUR  
  -18,29 EUR -2,1%
Palladium 0,9191 2.652,00 USD 2.437,45 EUR  
  51,73 EUR 2,2%
NIKKEI225   22.421,38  
  -176,40 -0,8%
DAX30   12.775,75  
  -19,29 -0,2%
S&P500 19:30 Uhr 3.139,10  
    -26,49 -0,8%

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