Gold News vom 30. April 2021

Gold & Gesellschaft

Als hätten wir es vorgestern geahnt: Der Kipp-Punkt zu einer klimaneutralen Gesellschaft ist bereits überschritten. Selbst DAX-Unternehmen machen die Genehmigung von Dienstreisen nicht abhängig von wirtschaftlichen Überlegungen – sondern Ökologie steht bei ihnen zukünftig im Vordergrund.

Wie sieht eigentlich eine „ökologische Geschäftsreise“ in der Praxis aus? Besteht sie aus Reisen zu internationalen Klimakonferenzen, wo die Teilnehmer einen miserablen CO2-Fußabdruck haben? Oder darf zukünftig nur noch mit der Bahn, dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zur Fuß eine Reise angetreten werden? Nicht zu vergessen: Mit dem hippen Elektro-Auto.

Die Auswirkungen der Krise sehen wir exemplarisch an der Lufthansa. Obwohl diese Fluggesellschaft inklusiv ihrer diversen Töchter wie Swiss oder Austrian ihren Personalbestand um 21 Prozent auf 111.000 Mitarbeiter reduziert hat, hat man weiterhin in den ersten drei Monaten des neuen Jahres eine Milliarde Euro an Cash verbrannt. Hier ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Weitere 10.000 Vollzeit-Mitarbeiter müssen wohl gehen.

Man versucht zwar den Fokus auf das immer noch vorhandene Potential des Tourismus zu lenken. Aber damit bekommt man keine Full Fare Economy, Business oder First Class Tickets verkauft. Sondern muss die Sitze an die sehr preissensible Ballermann-Klientel verkaufen. Und von diesen Einnahmen lebte und wuchs der Lufthansa-Konzern seit Jahrzehnten prächtig. Und mit ihr die Flughäfen, die Hotels rund um die Flughäfen und die diversen Mietwagen-Firmen. Haben wir die letzten zwölf Monat irgendeine kecke Werbung von SIXT gesehen?

Nein. Folgende Zahlen lassen die Dimensionen des Niedergangs von Geschäftsreisen erahnen. Haben die Unternehmen im Jahr 2019 noch 55 Milliarden Euro für Geschäftsreisen ausgegeben, waren es im letzten Jahr nur noch 5,5 Milliarden Euro.

Natürlich entstehen in diesem Klima neue Geschäftsmodelle. Zum Beispiel die Anleitung eines Mitarbeiter beim Service, der Reparatur oder der Installation einer neuen Maschine oder Fertigungsstraße mittels einer Brille, wo der Experte von der Ferne anhand der Augenausrichtung den Mitarbeiter mit einem ins Sichtfeld eingeblendeten Plan anleiten kann. Ohne extra dafür anreisen zu müssen.

Diese Technologie stammt aus der Militärbranche, wo beispielsweise dem Pilot eines Jagdflugzeugs die Zielkoordinaten in das Sichtfeld eingeblendet werden.

Das Leben, wie es Viele über Jahrzehnte genossen haben, kommt nicht wieder. Man denke nur an die Frequent Traveller, Senator oder Honest Statuskunden mit ihren vielen Privilegien. Das kann man exemplarisch beim Thema Dienstreisen ablesen.

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