Ölpreiskrieg killt Petro-Dollar
09.03.2020 19:30
Gold News vom 9. März 2020
Marktgeschehen
Gold & Gesellschaft
Womit sollen wir heute anfangen? Etwa mit den Trading Stops, die kurz nach Eröffnung des Aktienhandels in New York bei einem Einbruch von S&P 500 und Dow Jones von über sieben Prozent den Markt für eine viertel Stunde pausierten ließen? Oder dass die 10-jährigen US-Staatsanleihen – die Treasury Bonds – um über 30 Prozent im Preis kollabiert sind?
Nein, uns fiel neben dem bereits erwarteten Crash des Rohöl-Preises insbesondere die enorme Stärke des Euros gegenüber dem US-Dollar auf. Die europäische Währung erreichte heute ein sieben-Monatshoch.
Wo sind die Gründe dafür zu suchen, und warum ist dieses Ereignis der wahre Auslöser des heutigen Market Crashs? Nun, es gibt eigentlich drei Hauptgründe für die Schwäche des Dollars gegenüber seinem Haupt-Konkurrenten Euro. Und keines hängt mit der wirtschaftlichen oder politischen Stärke des Euro-Raums zusammen. Die Krisen in Europa, ob die Klimakatastrophen-Krise, die Lieferketten-Krise mit China, die Krise der klassischen Old Economy wie Stahl, Auto, Chemie und die Covid-19 Krise in Italien, Deutschland und Frankreich sprechen eigentlich für einen schwachen Euro.
Der erste Grund - bereits in der näheren Vergangenheit zu suchen - ist das Repatriieren der im US-Dollarraum von Europäern getätigten Investitionen. Durch die sich immer weiter ausbreitende Viren-Pandemie benötigen die Europäer wieder ihr Geld im Land: Um ihre Rechnungen bezahlen zu können, die Löcher in den Bilanzen ihrer Unternehmen zu stopfen. Oder einfach, um auf Kredit bezahlte Investments nicht in der jetzigen Not abstoßen zu müssen.
Kommen wir zu dem massiven Preisverfall beim Rohöl als zweiten Grund. Das sollte eigentlich, laut dem wahlkämpfenden US-Präsidenten Trump, gut für die Verbraucher in den USA sein, weil die Konsumenten mehr Geld für andere Ausgaben hätten. Allerdings trifft es in Wirklichkeit die US-Fracking Industrie sehr hart, die zur Selbstversorgung der US-Volkswirtschaft mit Rohöl viel beiträgt. Die USA müssen eben kein Rohöl aus Saudi-Arabien oder Russland importieren, wie andere Staaten.
Also schädigt der Ölpreis-Verfall besonders stark diese Branche, die hohe Förderkosten hat und auf dem heutigen Preis-Niveau massiv Geld für jedes geförderte Fass Rohöl verliert. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Investitionen von US-Banken mit hunderten von Milliarden Dollar finanziert wurden. Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn Goldman Sachs, CitiGroup, Bank of America, Wells Fargo, etc überdurchschnittlich – d.h. über zehn Prozent – an der Wall Street verloren.
Da für jeden Dollar Schulden die Finanz-Industrie toxische Produkte wie Derivate in vielfacher Menge auflegt, stehen hinter den hunderten von Milliarden Dollar Kredite der Fracking Branche in Wirklichkeit Finanz-Verpflichtungen von mehreren Billionen.
Wir erinnern uns noch gut an Produkte wie CDS [Credit Default Swaps], mit denen vor der Finanzkrise 2007/08 Hypotheken-Verbriefungs-Papiere für Schrott-Immobilienkredite versichert werden sollten.
Der dritte Grund, der sich gerade parallel zu entwickeln scheint: Die Covid-19 Krise, die laut Trump in den USA unter Kontrolle sei, entwickelt sich genauso rasant, wie in Europa. Man ist bloß am Anfang der Exponentialkurve; und da sehen die Zahlen noch relativ klein aus.
Damit ist der klassische sichere Hafen [Save Haven] Charakter, den US-Anleihen in der Vergangenheit für internationale Investoren darstellten, weg.
Wie geht es jetzt weiter? Mit sehr viel Geld, das die Probleme zukleistern soll. Wie die New York FED am Montag mitteilte, steigt das Volumen ihrer Übernachtgeschäfte mit den Banken von bisher 100 Milliarden auf mindestens 150 Milliarden US-Dollar. Das Volumen ähnlicher Geschäfte mit 14-tägiger Laufzeit werde von 20 Milliarden auf 45 Milliarden Dollar erhöht.
Gleichzeitig fordert man z.B. bei N-TV den ganzen Tag die Investoren auf, bloß nicht zu verkaufen und die Preise zum Nachkauf [buy the dips] zu nutzen.
Um 19:00 Uhr MEZ kam noch folgende Nachricht rein: Der Präsident lädt die Executives der Wall Street Firmen für Mittwoch zu einem Gespräch über die Covid-19 Krise ein. Genauso ein Gespräch hat im Herbst 2008 das Schicksal der US-Investmentfirma Lehman Brothers besiegelt. Wer wird diesmal über die Wupper gehen?
Marktdaten
KW11 | EUR/USD | 09.03.20 | Kurs / Delta | in Prozent | |
Gold | 19:30 Uhr | 0,8741 | 1.673,50 USD | 1.462,81 EUR | |
-17,04 | -1,2% | ||||
Silber | 19:30 Uhr | 0,8741 | 16,98 USD | 14,84 EUR | |
-0,45 | -3,0% | ||||
Au/Ag | 19:30 Uhr | 98,6 | |||
[ratio] | 1,8 | 1,8% | |||
Platin | 19:30 Uhr | 0,8741 | 860,00 USD | 751,73 EUR | |
-40,80 | -5,4% | ||||
Palladium | 19.30 Uhr | 0,8741 | 2.368,00 USD | 2.069,87 EUR | |
-85,44 | -4,1% | ||||
NIKKEI225 | 7:00 Uhr | 19.676,26 | |||
-1.073,49 | -5,5% | ||||
DAX30 | 17:30 Uhr | 10.683,66 | |||
-871,51 | -8,2% | ||||
S&P500 | 22:00 Uhr | 19:30 Uhr | 2.745,77 | ||
-208,83 | -7,6% |
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