Österreichs Balkanesen statt Kölner Klüngel

Gold News vom 1. Dezember 2023

Gold & Gesellschaft

René Benko war nur der Auslöser: Die Anleger sehen Julius Bär plötzlich in anderem Licht“ schrieb gestern die Neue Züricher Zeitung (NZZ).

René Benko, eine österreichische Karriere, erlebt seinen Untergang ähnlich wie der Mauerpolier Josef Esch, der als Kopf des Kölner Klüngels gleich zwei Imperien in den Untergang getrieben hat: KarstadtQuelle, später Arcandor, und die Privatbank Salomon Oppenheim.

Dass die Stereotypisierung von Österreichs Manager als Balkanesen nicht ohne Hintergrund erfolgt, kann man gut am Fall Wirecard verfolgen: Sowohl der CEO Markus Braun wie auch der COO Jan Marsalek waren gebürtiger Wiener.

Windige Geschäfte, die wie ein Schneeball-System auf kontinuierliches Wachstum setzen, um den Betrug an den Investoren und Geschäftspartnern nicht gleich auffliegen zu lassen, waren ihre Masche.

Wie viele Bankkredite das Benko-Imperium wirklich hat und wie sie besichert sind, ist völlig undurchsichtig. Man spricht von 40 Milliarden an Krediten von arabischen Fonds (Saudi-Arabien, Katar, Dubai), die der ex-Kanzler Kurz vermittelt hat. Die sind zwar mit real existierenden Objekten besichert. Aber deren Wert verliert von Tag-zu-Tag dramatisch an Wert.

Die Kredite der Schweizer Privatbank Julius Bär in Höhe von 606 Millionen Franken sollen «durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel» besichert sein. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass der Marktwert der Sicherheiten in der derzeitigen Marktlage völlig überbewertet wird. Und dass sich am Ende herausstellen sollte, dass die gleichen Objekte gleich mehrfach als ‚Sicherheit‘ herhalten mussten.

Die NZZ schätzt den Gesamtschaden für das Schweizer Bankhaus auf 200 bis 300 Millionen Franken.

Aber das ganze Schweizer Modell des Private Bankings steht auf dem Spiel. Die NZZ schreibt dazu: «Kreditexperten mit langer Erfahrung im Private Banking wurden völlig überrascht davon, welche Risiken Julius Bär mit einer solchen Gegenpartei eingegangen ist», sagt Andreas Venditti, Banken-Analyst bei der Bank Vontobel. Auch die Tatsache, dass sie für diese Kredite offenbar keine Hypotheken als Sicherheit erhielt, werfe Fragen auf. Die Kreditvergabe im Private Banking gelte grundsätzlich nämlich als konservatives und risikoarmes Geschäft, weil viel Wert auf eine massvolle Belehnung und gute Sicherheiten gelegt werde. «Der Markt fragt sich nun, ob sich auch im gesamten übrigen Kreditbuch der Bank noch weitere grosse und kritische Engagements verbergen.»

Das würde eine Erklärung für den sprunghaften Anstieg der Credit Default Swaps (CDS), also der Papiere, mit denen man Kredite an die UBS gegen einen Default (Pleite) absichern kann, liefern. Die sind neulich von $65 auf $153,80 regelrecht explodiert.

Die Benko-Bombe könnte also an zwei Stellen gleichzeitig zünden: Durch den Zusammenbruch des Marktes für Gewerbe-Immobilien und durch den Zusammenbruch des Schweizer Bankensystems.

Marktdaten

EUR/USD 01.12.23 Kurs / Delta in Prozent Vorwoche in Prozent
Gold 0,9178 2.069,10 USD 1.899,02 EUR      
  28,82 EUR 1,5% 69,34 EUR 3,7%
Silber 0,9178 25,37 USD 23,28 EUR    
  0,08 EUR 0,3% 1,04 EUR 4,4%
Au/Ag   81,56    
[ratio]   1,0 1,2% -0,7 -0,8%
Platin 0,9178 929,00 USD 852,64 EUR    
  1,00 EUR 0,1% 1,98 EUR 0,2%
Palladium 0,9178 978,00 USD 897,61 EUR    
  -10,07 EUR -1,1% -65,43 EUR -6,9%
NIKKEI225   33.467,45    
  -19,44 -0,1% -158,08 -0,5%
DAX30   16.386,82    
  171,39 1,1% 350,04 2,2%
S&P500 19:30 Uhr 4.590,40    
    22,60 0,5% 33,78 0,7%

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