Reframing und Nudging - Wie Journalisten im Unterbewusstsein operieren

Gold News vom 25. April 2019

Marktgeschehen

Kaum waren die gestrigen Artikel der WELT („Mythos Gold – die dümmste Anlageform der Deutschen“) oder der Süddeutschen Zeitung vom letzten Mittwoch („Gold kann nichts, außer glänzen“) veröffentlicht, geht es plötzlich bei dem Gelben Metall wieder aufwärts.

Und der Rausch, der gestern für die Kryptowährungen verbreitet wurde, entpuppte sich laut einer Studie des US Sicherheitsconsulting-Unternehmens ISE („Ethercombing: Finding Secrets in Popular Places“ ) als gefährlicher, als von vielen Menschen erwartet: „Krypto“ hat eine Doppelbedeutung. Man versucht durch den Prozess des Verschlüsselns mittels eines Krypto-Algorithmus einmal Sicherheit vorzuspiegeln, die es in der Realität vielfach nicht gibt. Denn „Krypto“ – und das ist die zweite Wortbedeutung – steht auch für etwas magisches / kryptisches, was man selbst nicht versteht.

Egal – ein asymmetrischer Krypto-Algorithmus gilt nur solange als sicher, wie er nicht seinen geheimen Schlüssel preisgibt. Mit diesem kann man nämlich die „verschlüsselte Information entschlüsseln“, „elektronisch seine Unterschrift leisten“ oder im Falle von Krypto-Währungen auf ein „elektronisches Konto“ – genannt „Wallet“ – zugreifen.

Ohne jetzt auf die technischen Details des Berichts eingehen zu wollen – man hat die in der Blockchain gespeicherten Transaktionen untersucht, um aufgrund von Gemeinsamkeiten den privaten Schlüssel des Benutzers ausrechnen zu können -: Ein möglicher Super-Gau für diese Krypto-Währung.

Gold & Gesellschaft: Investieren in Gold und Reframing

Die Süddeutsche Zeitung hat sich am Mittwoch letzter Woche mit dem Thema Gold beschäftigt. Dabei sind mir Analogien mit Inhalten meiner Webseite aufgefallen. So schreibe ich im Unterpunkt GOLDINVEST I: „Investieren in Gold – das glänzende Geschäft

Die Süddeutsche hat dies gleich zum Thema ihres Berichts gemacht, wobei sie meine Message gleich umgedreht hat: „Investment - Gold kann nichts, außer glänzen“. Das ist schon der erste Versuch eines Reframings: Aus einem glänzenden Investment in Gold, das diese Anlagemöglichkeit aufzeigt, wird der Scheinwerfer der Süddeutschen auf den reinen Glanz des Goldes gerichtet. Aus dem Rahmen („Frame“) gefallen sind hier sowohl das Thema „alternatives Investment“ als auch die Tatsache, das der Kunde etwas reales erwirbt, dass er in die Hand nehmen kann, besitzen und ggf. ins Ausland flüchten.

Die anderen Punkte des Berichts habe ich nach KRITERIEN, dem REFRAMING-Versuch der Süddeutschen und einer OBJEKTIVEN Würdigung unterteilt:

 

KRITERIUM: In Gold investieren

REFRAMING: Eine Geisterbahnfahrt für wohlhabende Erwachsene

OBJEKTIV: Der Goldmarkt ist vom Volumen her der größte Einzelmarkt neben dem Standard & Poor 500 Aktienindex. Ein hohes Handelsvolumen von mehren hunderten von Milliarden US-Dollar täglich mit einem Rund-um-die-Uhr Handel garantiert, dass man jederzeit bis zu den Wochenenden Gold in praktisch unbegrenzter Menge kaufen bzw. verkaufen kann. Deshalb gibt es beim Goldpreis auch nur dann größere Bewegungen, wenn sich sehr große Marktteilnehmer (Notenbanken, Großbanken, Großinvestoren wie Blackrock) mit sehr großen Volumina auf der Verkäufer- bzw. Käuferseite positionieren. Wie auf den globalen Finanzmärkten so üblich, beeinflussen Wirtschafts-Nachrichten den Goldkurs. Wobei die zu anderen Investments marginalen Kursausschläge eher mit einer Autobahn-Fahrt zu vergleichen ist. Am Ende mitteln sich Chancen und Risiken. Es sei denn, es kommt wirklich zu einer existenziellen Krise des Finanzsystems. Dann ist Gold nämlich die perfekte Versicherung.

 

KRITERIUM: Vermögenssicherung

REFRAMING: Inflation kümmert den Goldpreis gar nicht

OBJEKTIV: Wenn man die Betrachtungsperiode künstlich klein gestaltet und sich Zeiten aussucht, wo der Goldpreis wegen massiver Verkäufe der Notenbanken unter Druck stand – in denen Jahren um den Jahrtausendwechsel zum Beispiel – dann kann man praktisch jeder (falsche) Theorie belegen. Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, die historischen Daten über die Bierpreise auf dem Münchener Oktoberfest mit den Goldpreisen dieser Zeit über die letzten fünf Jahrzehnte ins Verhältnis zu setzen. Dabei kommt ein mittlerer Bierpreis von 100 Maß für eine Unze Gold zustande. Das ist alles mit den Rohdaten historisch belegbar. Übrigens: Die Maß Bier ist durchschnittlich um 4,6 % teurer geworden. Gold hat die Anleger zwar nicht reich gemacht, ihnen aber ihre Kaufkraft mindestens erhalten können. Das Bierchart ist im Kapitel „Inflationschutz mit Gold“ belegt nachzulesen.

 

KRITERIUM: Physisches Gold kaufen

REFRAMING: Gold kann nichts, außer glänzen

OBJEKTIV: Physisches Gold, das sich im eigenen Besitz befindet, kann anders als Immobilien, Bankkonten, Versicherungen mit dem Besitzer weglaufen. Was nutzt einen schließlich das Eigentumsrecht an einer Waffe, die woanders lagert, wenn gerade der Mop dabei ist, das eigene Haus zu stürmen?

 

KRITERIUM: Wertanlage Gold

REFRAMING: Beim Bäcker kann man seine Brötchen nicht mit Goldbarren bezahlen

OBJEKTIV: In einer schweren Finanzkrise werden ALLE Vermögenswerte, die man nicht physisch mit sich rumtragen kann, KEINEN Markt für den Verkauf finden. Staatanleihen, Konten, Immobilien und Renten / Ansprüche auf Renten werden illiquide werden. Wahrscheinlich sogar Aktien. Es gibt kein one-fits-it-all Investment, das einen mit Lebensmitteln, Wasser und Sicherheit versorgt. Dafür müsste man Vorräte anlegen und Waffen bzw. Munition bereithalten. Aber nach der Krise werden Geld und Geldforderungen einen großen Teil ihres Werts verloren haben. Der Wert von Gold bleibt aber zum großen Teil erhalten. Die Deutschen mussten das in zwei Währungsreformen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg schon am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Deshalb vertrauen sie lieber auf Gold anstatt Geld.

 

KRITERIUM: Gold anonym kaufen

REFRAMING: Staaten erlassen beim Kollaps des Finanzsystems ein Goldverbot

OBJEKTIV: Aus diesem Grunde fragen die Kunden ja nach dem anonymen Kauf in Form eines Tafelgeschäft Gold nach. Sie sind innerlich schon darauf vorbereitet, sich durch den Staat eben nicht enteignen zu lassen. Nach dem Motto: Legal – Illegal - Scheißegal. In einer existenziellen Krise des Staates wird dieser anfangen, rücksichtslos zu rauben. Aber was der Staat nicht weiß, macht ihn bekanntermaßen auch nicht heiß.

 

KRITERIUM: Geld anlegen in Gold – Ersparnisse sichern

REFRAMING: Verkäufer von Barren und Münzen machen ihren Schnitt, wenn sie die Kommission einstreichen. Gewiefte Anzugträger drängen deutsche Privatanleger auch deshalb ins Gold

OBJEKTIV: Gold wird über die Handelswoche (fast) 24 Stunden gehandelt. Beginnend in Fernost, über Europa bis nach Nordamerika. Der Unterschiedsbetrag zwischen Ankauf- und Verkauf von Gold liegt bei $1 pro Feinunze Gold. Das ist weniger als ein Promille. Für den physischen Goldkauf liegt (bei uns) der Verkaufsaufschlag bei 1,5 % auf den offiziellen Kurs. Das sind 60 Euro für einen 3.800 Euro teuren 100g-Goldbarren. Von diesen 60 Euro bleiben beim Verkäufer 20 bis 30 Euro an Kommission übrig. Der Rest fällt für die Produktion eines fabrikfrischen Goldbarrens in der Raffinerie an, sowie für Transport- und Logistikkosten zwischen Hersteller und Händler. Welches Anlage-Investment bietet heutzutage noch solche niedrigen Verkaufsspannen an, bei denen man eine Ware physisch geliefert bekommt?

 

Süddeutsche: DO YOU WANT ANOTHER FIGHT OVER THE GOLD TOPIC?

Marktdaten

EUR/USD 25.04.19 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8976 1.277,70 USD 1.146,86 EUR  
  2,11 EUR 0,2%
Silber 0,8976 14,89 USD 13,37 EUR  
  -0,02 EUR -0,1%
Platin 0,8976 884,00 USD 793,48 EUR  
  2,05 EUR 0,3%
Palladium 0,8976 1.401,00 USD 1.257,54 EUR  
  8,10 EUR 0,6%
NIKKEI225   22.311,48  
  117,40 0,5%
DAX30   12.285,22  
  -13,56 -0,1%
S&P500   2.932,68  
20:00 Uhr   2,80 0,1%

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