Versicherungsstaat EZB
29.12.2020 19:30
Gold News vom 29. Dezember 2020
Gold & Gesellschaft
Der ehemalige Chefökonom der Deutschen Bank, Thomas Mayer, darf sich höchstpersönlich im Elitenblatt WELT über den derzeit laufenden Wahnsinn der Aufblähung der Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank [EZB] auslassen.
Schließlich möchte sich das gemeinsame Organ des Springer-Verlags und der Investmentgruppe KKR nicht vorwerfen lassen, die Bürger hätten nichts von dem Spuk geahnt, der sich hinter den bislang gut verschlossenen Türen des Zentralbankbankings verbirgt.
Seit der Gründung der EZB im Rahmen des Euro-Systems ist die Bilanz der Zentralbank, auf deren Passivseite im wesentlichen nur das emittierte Bargeld und die Währungs- bzw. Goldvorräte auf der Aktivseite stehen sollten, in drei Phasen angestiegen.
In der ersten Phase bis zur Finanzkrise 2008 lief der Anstieg nur moderat. Und vor allen Dingen linear. Kredit – und damit auch neues Geld – wurde im wesentlichen im kommerziellen Bankensystem durch Bilanzverlängerung geschaffen. Damit konnten Länder wie Spanien und Griechenland eine riesengroße Immobilien-Blase schaffen, ohne dass dies zu einer wesentlichen Ausweitung der EZB-Bilanz geführt hätte.
Mit der Finanzkrise 2008 gerieten auch die Banken – und selbst einige Mitgliedsstaaten – in eine existentielle Bedrohung. Nun musste die EZB deren Schuldtitel „monetarisieren“, was nichts anderes heißt, als dass die Schuldtitel von Banken und Staaten in der Bilanz der EZB als „Vermögenswerte“ auftauchten, während das dafür frisch geschaffene Zentralbankgeld die Liquidität der Investoren in Staaten und Banken aufrechterhielt. Das sind keine abstrakten Bilanzposten – sondern dahinter stecken unsere Spareinlagen bzw. privaten Rentenpläne. Zu einer Verdopplung der Bilanzsumme der EZB kam es allerdings erst in den Jahren 2014-2017. Da stieg die Bilanzsumme der EZB von 2 Billionen Euro auf über 4 Billionen Euro.
Was folgte, war eine Abflachung der Kurve bis zum Jahr 2020. Vor der Corona-Krise bewegte sich die EZB-Bilanz bei 4,5 Billionen Euro. Dann ging es aber rasant nach oben. Inzwischen haben wir die Marke von 7 Billionen Euro geknackt. Der Anstieg lässt den Schluss zu, dass die EZB immer größere Teile der Geldschöpfung im Eurosystem übernimmt. Derzeit erfolgt diese zwar formal weiter in den Bilanzen der Geschäftsbanken. Diese geben aber immer öfters ihre für gewährte Kredite entstandenen Schuldverschreibungen an die EZB weiter. Weil sich kein „normaler“ Investor mehr findet, für diese Schulden – vielfach mit Null- bzw. Negativzinsen belastet – Liquidität bereitzustellen.
Das Problem mit diesem neuen Regime, wo das Zentralbankbanking immer größere Teile des kommerziellen Bankensystem übernimmt, liegt in der Behandlung von faulen Krediten. Die Banken haben in früheren Tagen eine ausreichende Zinsmarge „verdient“, die in das Eigenkapital gegangen ist. Aus diesem „Polster“ wurden faule Kredite ausgebucht. D.h. der Kreditbetrag verschwand aus der Bankenbilanz und hat damit zu einer Verkürzung beigetragen. Das kann eine EZB allerdings nicht leisten.
Denn Verluste beim Eigenkapital hieße automatisch, dass die Staatshaushalte der Euro-Länder diese Summen aus ihren Budgets decken müssten. Das ist aber politisch nicht durchsetzbar, womit man eine andere Strategie verfolgt: Man lässt die faulen Kredite wie Halbtote oder Zombies einfach in der Bilanz stehen. Die Folge: Das betroffene Unternehmen, das entweder vom Markt verschwinden müsste oder ein Konkursverfahren zu durchlaufen hätte, bleibt am Markt vertreten.
So werden aus den Zombie-Krediten Zombie-Firmen, die andere bislang gesunde Unternehmen mit in die Tiefe reißen. Zum Beispiel dadurch, dass sie noch von denen Waren und Dienstleistungen beziehen, aber ihre Rechnung nicht mehr zahlen können.
Hier tritt nun wieder der Staat als allmächtiger Alleinversicherer auf und unterstützt mit „Steuergeldern“ – die bekanntlich zu einem immer größeren Anteil durch Schulden bei der EZB finanziert werden – diese Unternehmen.
Hier wird eine Spirale immer weiter gedehnt, die irgendwann einmal ihre gewaltige Kraft entladen wird. Die Preisfrage lautet bloß: Wann?
Marktdaten
EUR/USD | 29.12.20 | Kurs / Delta | in Prozent | |
Gold | 0,8165 | 1.877,30 USD | 1.532,82 EUR | |
-3,43 EUR | -0,2% | |||
Silber | 0,8165 | 26,08 USD | 21,29 EUR | |
-0,26 EUR | -1,2% | |||
Au/Ag | 72,0 | |||
[ratio] | 0,7 | 1,0% | ||
Platin | 0,8165 | 1.041,00 USD | 849,98 EUR | |
3,65 EUR | 0,4% | |||
Palladium | 0,8165 | 2.218,00 USD | 1.811,00 EUR | |
-13,44 EUR | -0,7% | |||
NIKKEI225 | 27.570,89 | |||
733,50 | 2,7% | |||
DAX30 | 13.778,18 | |||
-18,90 | -0,1% | |||
S&P500 | 19:30 Uhr | 3.730,63 | ||
-4,32 | -0,1% |
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