Verzerrte Statistik

Gold News vom 30. November 2021

Gold & Gesellschaft

Am Ende des inflationären Prozesses stehe womöglich eine Währungsreform oder eine andere Krise, bei der der Staat Vermögen umverteilen könnte – etwa über Zwangshypotheken auf Immobilien. „Die politischen Entscheidungen kann ich als Einzelner nicht antizipieren“, sagt Schnabl.

Das ist nicht Isabel Schnabel, unsere EZB-Direktorin, die weiterhin die Geldpolitik der EZB in Richtung des angestrebten 2-Prozent Inflationsziels sieht. Es ist Gunther Schnabl, Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig – also zumindest jemand, der sich auskennt.

Apropos Auskennen; das umfasst auch die Tätigkeit, Widersprüche in den verschiedenen Inflation-Meldungen der staatlichen Statistik-Behörden aufzuzeigen. Wie zum Beispiel diese hier: „Laut dem portugiesischen Statistikamt haben sich Mobiltelefone zwischen 2015 und 2021 um fast 34 Prozent verteuert, in Deutschland sind sie um etwa 20 Prozent billiger geworden und in Italien um 50 Prozent. Das sei widersprüchlich, denn man könne davon ausgehen, „dass in dem gemeinsamen Markt der EU die Preisentwicklungen ähnlich sein dürften“, schreibt Schnabl.

Da hat wohl die hedonische Preisberechnung in Deutschland und insbesondere in Italien Pate gestanden. Dabei wird die Qualitätsverbesserung des Mobiltelefons, z.B. von einem Nokia 6210 hin zu einem IPhone 6 als ‚preissenkend‘ angenommen. Obwohl sowohl Nokia als auch das iPhone in etwas 600 Euro gekostet haben, wird dem Apple-Produkt ein Qualitäts-Faktor von 5 zugewiesen. Das iPhone hätte also zu Zeiten von Nokia um die 3.000 Euro kosten müssen. Da es aber ‚nur‘ 600 Euro kostet, landen die restlichen 2.400 Euro preissenkend in der Inflations-Statistik.

Aber auch wenn man die Marktdaten der 10-jährigen Bundesanleihen minus der gemeldeten Inflationsrate über die Jahre aufträgt, kommt man zu interessanten Formationen. Die realen Renditen (10-jährige Bunds minus Inflation) fielen auf -5,52%, ein neues Allzeittief, nachdem die Inflation im November von 4,5% im Oktober auf 5,2% gestiegen war. Die realen Renditen sind nun 67 Monate in Folge NEGATIV, ein weiterer historischer Rekord.

Also Geld sparen in Bundeanleihen ist kein ‚Geschäft‘, da man durch den Kaufkraftschwund des Euros und den (negativen) Renditen der Staatspapier Geld verliert. Aber das wissen wir ja bereits.

Was viele allerdings nicht wissen: Diese Papiere stecken zum Großteil in den Portfolios von unseren Lebens- und privaten Rentenversicherungen. Und trotzdem behaupten ‚Vertreter‘ dieser Branche, sie könnten Rendite für ihre Kunden erzielen. Wie denn? Und die Abschlusskosten und Verwaltungskosten müssen von den – nicht vorhandenen – Renditen noch zusätzlich bezahlt werden.

Werfen wir noch einmal einen Blick auf das langjährige Chart der echten Rendite (Bruttorendite abzüglich Inflation). Vom Jahr 2011 bis zum Jahr 2016 bewegte man sich auf der Null-Linie; das heißt die Anleihen erwirtschafteten soviel Rendite, um den Effekt der (offiziellen) Inflation ausgleichen zu können. In den Jahren zuvor [ab Einführung des Euros] lag diese echte Rendite noch zwischen zwei und vier Prozent. Auch damals fürchteten die Anleger, dass diese Zahl nicht stimmen könnten, weil die wahre Teuerung höher lege. Da insbesondere angehende Rentner unter stark steigenden Kosten für Gesundheit- und Pflegedienst-Leitungen litten war der Einwand schon legitim. Wer kauft sich in dem Alter schon eine Game Console, ein Smartphone oder einen Flachbildschirm?

Am Ende geht es der jungen Generation aber auch nicht besser. Denn wenn die Gaming-Zeit endet und die Gründung einer Familie beginnt, explodieren beim Thema Wohnen auch die Kosten.

Marktdaten

EUR/USD 30.11.21 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8831 1.776,60 USD 1.568,92 EUR  
  -12,16 EUR -0,8%
Silber 0,8831 22,86 USD 20,19 EUR  
  -0,02 EUR -0,1%
Au/Ag   77,7  
[ratio]   -0,5 -0,7%
Platin 0,8831 935,00 USD 825,70 EUR  
  -25,53 EUR -3,0%
Palladium 0,8831 1.670,00 USD 1.474,78 EUR  
  -58,33 EUR -3,8%
NIKKEI225   27.819,14  
  -460,14 -1,6%
DAX30   15.148,24  
  -130,45 -0,9%
S&P500   4.577,36  
    -93,79 -2,0%

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