Winter der Dunkelheit und Kälte

Gold News vom 12. Oktober 2021

Gold & Gesellschaft

Vor kurzem galt Erdgas noch als die Brücken-Technologie, um den Umstieg von Rohöl und Kohle auf erneuerbare Energien für wenige Jahren zu ermöglichen. Dafür wurden insbesondere im Süden Deutschlands Gaskraftwerke errichtet, die die abgeschalteten Kernkraftwerke in den energieintensiven Wirtschaftsregionen Deutschlands überbrücken helfen sollten.

Aber inzwischen ist auch Erdgas zum Feind der EU Kommission und diverser europäischer Regierungschefs avisiert, weil es ebenfalls Kohlendioxid als vermeintliches Klimagas verursacht. Dass 50 Prozent des Primärenergieverbrauchs fürs Heizen in Industrie und bei den Haushalten nahezu ausschließlich mit konventionellen Energieträgern erbracht wird, darüber ist man sich durchaus bewusst.

Während der Mangel an Erdgas, der sich an den europäischen Spotmärkten zuerst in Großbritannien bemerkbar machte, zu sprunghaft steigenden Preisen von bis zu 75 Euro / MWh führte, sieht man in Brüssel nicht ein, die kürzlich fertiggestellte Pipeline Nordstream 2 in den nächsten Monaten in Betrieb gehen zu lassen.

75 Euro pro MWh entsprechen 7,5 Cent pro kWh. Für Haushalte in Deutschland muss derzeit noch umgerechnet 6 Cent pro kWh bezahlt werden. Da sind allerdings schon die Kosten der Umsatzsteuer und der diversen anderen Preispositionen für Netz, Verteilung und Vertrieb enthalten.

Nun hat dieses Ungleichgewicht zuerst eine Reihe von britischen Gas-Anbietern in die Insolvenz rücken lassen. Aber auch Deutschland ist davon nicht verschont geblieben. Nicht nur Staaten wie Großbritannien setzen auf das Erdgas zur Stromerzeugung anstatt Kohle. Auch Spanien produziert einen großen Teil seines Strombedarfs mittels Erdgaskraftwerken. Nebst importierten Atomstrom aus Frankreich. Weil sich in Spanien hier schon Probleme zeigten, musste erst kürzlich die 380 kV Höchstspannungsverbindung mit Frankreich unterbrochen werden. Das Ergebnis: Millionen von Haushalten in Spanien saßen im Dunkeln.

Auf die vielbeschworene europäische Solidarität darf man eben nur dann setzen, wenn das helfende Nachbarland nicht selbst einen Blackout befürchten müsste. Die Situation wird zum Jahresende noch viel schlimmer, da Deutschland ca. 10.000 MW gesicherter Stromversorgung aus konventionellen Kraftwerken abschalten wird. So vertröstet man sich zwar gegenseitig, dass der jeweils andere den dann benötigten Strom liefern könnte. Aber praktisch alle Staaten in Westeuropa – Frankreich ausgenommen – schalten konventionelle Grundlast ab, weil sie unbedingt das Pariser Klimaabkommen einhalten wollen.

Aber auch die Staaten im Osten oder Südosten Europas haben ein Problem. Dadurch, dass auch die auf dem Markt für CO2-Emissionszertifikate immer teurer werdenden EU-Verschmutzungszertifikate für ihre Kohlekraftwerke einkaufen müssen, explodieren dort auch die Preise. Immerhin wird dort nicht blauäugig wie in Deutschland ein erheblicher Anteil der Grundlast stillgelegt. Aber die dortigen Bürger, die meist über weit weniger Geld als im Westen der EU verfügen, geraten in eine andere Not eines Blackouts: Sie können ihre Rechnungen einfach nicht mehr bezahlen.

Mal sehen, ob das die Zentrifugalkräfte innerhalb der EU in Richtung eines Zusammenbruchs der europäischen Ordnung weiter steigern wird. Polen hat ja schon vorgemacht, dass EU-Recht nicht dortiges Verfassungsrecht brechen darf.

Nun hat Brüssel noch ein anderes Interesse. Im Gegensatz zu Steuern und Abgaben, die erst einmal die einzelnen Staaten einnehmen, verfügt man über das Recht, die Einnahmen aus den CO2-Zertifikaten für den eigenen Haushalten zu verbuchen. Das heißt, Brüssel heizt mit seiner Politik nicht nur die Kostenexplosion der Verschmutzungszertifikate von 20 auf 60 Euro pro Tonne CO2 an, sondern vergrößert automatisch seine direkten Einnahmen für den Haushalt.

Am Ende hat man in Brüssel kein Interesse an zusätzlichem Erdgas via Nordstream 2 zu von Putin versprochenen langfristig vereinbarten Abnahmepreisen. Man will vielmehr eine Knappheit am Markt provozieren, um seinen eigenen Haushalt hochpushen zu können.

In eigener Sache

Am Mittwoch muss der Gold-Bericht wegen zeitaufwendiger Reiseaktivitäten leider entfallen. 

Marktdaten

EUR/USD 12.10.21 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8671 1.758,80 USD 1.525,06 EUR  
  6,72 EUR 0,4%
Silber 0,8671 22,50 USD 19,51 EUR  
  -0,03 EUR -0,1%
Au/Ag   78,2  
[ratio]   0,5 0,6%
Platin 0,8671 1.004,00 USD 870,57 EUR  
  5,67 EUR 0,7%
Palladium 0,8671 2.002,00 USD 1.735,93 EUR  
  -45,76 EUR -2,6%
NIKKEI225   28.228,08  
  -282,89 -1,0%
DAX30   15.146,96  
  -39,54 -0,3%
S&P500   4.355,71  
    -33,30 -0,8%

Kommentare zu diesem Thema

Geschrieben von GAST am 19.10.2021 15:23 Uhr

Ein europäisches Kalifat kann nur entstehen, wenn die Industrie abwandert und das Schöpferische verkümmert. Dieser Prozess begann in der BRD in den Sechzigern auf Betreiben der NATO, türkische Gastarbeiter reinzulassen und 1990 durch die Stromwende. Der doppelte Strompreis bezogen auf 2000 ist ein Erfolg, oder? Gas ist teuer, Kernkraft und Kohle sollen weg. Unseren täglichen Stromausfall gib uns heute! Pünktlich zum Abendgebet wird wieder angeschaltet. Was übrigbleibt, sind Minarette und landwirtschaftliche Strukturen zum Betreiben der Menschenfarm. https://www.dz-g.ru/search/node?keys=Menschenfarm

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