Zahlungsmoral am Boden

Gold News vom 27. November 2020

Gold & Gesellschaft

Vor allen Dingen US-Firmen machen neben Auftragseingang für Neu- oder Anschluss-Geschäft und den realisierten Umsätzen eine dritte Kennziffer zu einer wichtigen Größe. Sie nennt sich DSO, was für Days Sales Outstanding steht.

Auftragseingang ist das, wofür der Vertrieb zuständig ist. Während Umsätze mit der konkreten Leistung mittels Rechnungstellung an die Kunden für gelieferte Waren oder Dienstleistungen gebucht werden. Aber wann der Kunde seine Rechnung wirklich zahlt, steht auf einem anderen Blatt. Dafür ist auch meistens die Finanz-Organisation des Unternehmens zuständig – eine Art Inkasso-Büro. Denn immer mehr Kunden zahlen ihre Rechnung immer später.

Und dass dieser Effekt signifikant werden kann, zeigen die Zahlen, die der WELT-Artikel vom Mittwoch [„Die Zahlungsmoral der deutschen Wirtschaft ist am Boden“] darlegt. In einem Geschäft zwischen zwei Unternehmen [Business-to-Business, oder abgekürzt B2B] ist der DSO-Wert nämlich seit Ausbruch der Corona-Krise von 22 auf 92 Tage gestiegen. Das heißt: Die Rechnung-stellende Firma muss anstatt vier Wochen durchschnittlich über drei Monate auf Zahlungseingang warten.

Die Optimierung des Zahlungspflichtigen im Hinblick auf den Cash Flow, d.h. das liquide Geld, das auf täglich verfügbaren Konten lagert, kann nicht der einzige Grund für diesen mehr als dreimal so starken Anstieg sein. Denn Zahlungsziele stehen entweder in den AGBs oder man verhandelt sie individuell mit seinem Auftragspartner.

Es ist eine rote Warnlampe für die Unternehmen, die über praktisch keine Liquiditäts-Polster verfügen und das Problem durch möglichst späte Zahlung auf den Geschäftspartner abschieben wollen.

Aber die laufenden Kosten des Geschäftsbetriebs wie Löhne, Sozialabgaben [Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung] und Kosten wie Mieten und Energie laufen ungehindert weiter. Und insbesondere bei den Löhnen und Sozialabgaben besteht für die Unternehmen praktisch keine Möglichkeit, die Zahlung erst später zu leisten. Da wird eine DSO von null Tagen erwartet.

Ansonsten geraten nicht nur Arbeitsnehmer schnell in Existenznot. Denn Kredite für die Immobilie, für das bzw. die Autos und die laufenden Kosten für die Lebenshaltung gehen pünktlich vom Gehaltskonto ab. Vor allen Dingen verträgt der Staat, also die Sozialversicherung und das Finanzamt, keinerlei Toleranz bei den Zahlungszielen. Entweder man zahlt – oder man riskiert den Gang zum Insolvenzrichter. Nachdem vorher die Firmenkonten von den staatlichen Organisationen gepfändet wurden. Das geht nämlich per einfacher Verwaltungsanordnung relativ einfach – ohne die Einschaltung von Gerichten.

Die DSO-Zahl von 92 Tagen macht das Dilemma der Situation für die Deutschen Unternehmen offensichtlich. Denn den praktischen Zahlungsausfall von mehr als drei Monaten können viele Unternehmen nur dadurch kompensieren, in dem sie selber ihre Rechnungen erst mit Eingang des fremden Geldes bezahlen.

So droht bei vielen Unternehmen eine Spirale von schleichenden Zahlungsausfällen – also die Insolvenz.

Marktdaten

  EUR/USD 27.11.20 Kurs / Delta in Prozent Vorwoche in Prozent
Gold 0,8371 1.787,70 USD 1.496,48 EUR      
  -22,55 EUR -1,5% -82,31 EUR -5,5%
Silber 0,8371 22,65 USD 18,96 EUR    
  -0,59 EUR -3,0% -1,49 EUR -7,9%
Au/Ag   78,93    
[ratio]   1,2 1,6% 1,7 2,2%
Platin 0,8371 959,00 USD 802,78 EUR    
  -2,01 EUR -0,3% 6,05 EUR 0,8%
Palladium 0,8371 2.285,00 USD 1.912,77 EUR    
  18,70 EUR 1,0% 62,17 EUR 3,3%
NIKKEI225   26.633,97    
  86,07 0,3% 1.108,09 4,3%
DAX30   13.356,00    
  49,47 0,4% 227,39 1,7%
S&P500 19:30 Uhr 3.638,35    
    8,70 0,2% 63,60 1,8%

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