Zeitgewinn – sonst nichts

Gold News vom 18. August 2020

Marktgeschehen

Als Gold am 23. März um über einhundert US-Dollar die Feinunze gestiegen ist und damit das Ende unseres Papiergeld-Zeitalters seit Bretton Woods im Jahr 1944 einleitete, verstanden wir nicht die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung.

Es war, wie Alasdair Macleod in seinem Goldmoney Insights Bericht vom 13. August beschrieb, die Fed, die unbegrenzte Geldmengen sowohl für die Verbraucher als auch die Unternehmen bereitstellte und damit die Gefahr einer Deflation – in Form von dem Versiegen der freier Liquidität zur Bezahlung von laufenden Verpflichtungen - beendete. Von nun an entschied man sich für den Weg der Inflationierung, und auch der US-Dollar reagierte auf diese Nachricht mit massiven Kursverlusten: Aus $1,07 am 23. März wurden am 13. August $1,18, die man für einen Euro bezahlen musste – ein Anstieg um zehn Prozent.

Heute Vormittag nahm das Gelbe Metall praktisch im Husarenstreich erneut die Marke von $2.000 pro Feinunze. Obwohl wir keine Nachricht vorliegen haben, die diesen plötzlichen Preisanstieg von Gold rechtfertigen könnte.

Gestern haben wir ja schon geschrieben, dass es der Konsumenten-Markt [retail market] für Produkte wie Goldmünzen und Goldbarren nicht sein könnte, weil der derzeit gut von den Raffinerien und Großhändlern versorgt wird. Auch die Großhandels-Märkte wie die Londoner LBMA und die New Yorker Future Börse [Comex] konnten die physische Nachfrage nach 400 Oz / 100 Oz Barren zuletzt befriedigen. Und bis zum nächsten Lieferstichtag ist es noch etwas hin.

Also ein Mangel an physisches Gold kaufen war es also nicht. Ebenso die gestrige Nachricht über die plötzliche Gold-Nachfrage der Türken wegen der dortigen schweren Währungskrise. Aber der Markt dort ist einfach zu klein, um globale Preisbewegungen wie in den letzten Tagen auszulösen.

Wahrscheinlich müssen wir wieder knapp fünf Monate warten, um den wahren Grund zu erfahren.

Auch wenn wir ihn formell nicht haben – de facto regiert er schon: Der Gold-Standard. Der plötzliche Einbruch vom 11. August, bei dem Gold unter die Marke von $1.900 fiel, muss wohl als ein letztes erfolgloses Aufbäumen des alten Papier-Geldsystems gewertet werden. Was dann – nach einem erwarteten schweren Herbst der Real-Wirtschaft [Insolvenzen, Bankenkrise, Arbeitslosigkeit, Negativwachstum] – droht, ist die formelle Ablösung des US-Dollars als Weltleitwährung. Dabei wird Gold einen signifikanten Platz einnehmen. Eine Art Währungsschnitt für den Winter halten wir derzeit also nicht für ausgeschlossen. Man sollte zumindest damit rechnen.

Gold & Gesellschaft

Heute bringen wir eine Fortsetzungs-Story des gestrigen Beitrags über die Zombifizierung der Unternehmen. Diese wurde am Sonntag und gestern stark von der WELT beworben, um vielleicht ab und zu von der Regierungs-Hurra-Propaganda ein bisschen abzulenken.

Die Neue Züricher Zeitung [NZZ] hat sich vor zwei Tagen desselben Themas gewidmet – allerdings aus dem Blickwinkel der Geldpolitik der Notenbank bzw. der Verschuldungs-Problematik des Staates. Bezweifelt wurde dieses jahrzehntelange quasi Patentrezept gegen jeden Anflug einer Krise bereits im Titel: „Mit extremen Marktinterventionen und der Verschuldung gewinnt man höchstens Zeit - sonst nichts“ heißt deshalb schon selbsterklärend der Titel des NZZ-Beitrags. Und in der Tat wird die Wirksamkeit der derzeitigen Schuldenpolitik mit folgender Aussage bezweifelt: „Doch die Erwartung, zusätzliche Staatsausgaben von einem Dollar regten mindestens einen Dollar zusätzlichen Wachstums an, sei falsch. Der Multiplikator der zusätzlichen Schulden sei negativ, weil diese Staatsausgaben die Zombifizierung der Wirtschaft förderten, Regierungen Gelder nicht effizient ausgäben und der Schuldenberg steige.

Da sind wir also wieder bei unserem gestrigen Thema. Diesmal ist bloß nicht das außer Kraft gesetzte Insolvenzrecht Schuld an der „Zombifizierung“, sondern das Prinzip des staatlich induzierten Schuldenmachens selbst. Anstatt dass die neuen Schulden neue Wirtschaftsleistung schaffen, wie das die Theorie von Keynes postuliert, löst sich das erhoffte Wachstum durch neue Schulden in Luft aus. Am Ende bleiben die Schulden, ohne ein tragfähiges Konzept für deren Begleichung zu haben. Denn wenn das Wachstum der Wirtschaft ausbleibt, dann bleiben auch die resultierenden zusätzlichen Steuereinnahmen dafür aus. Und die sind die Grundlage der ganzen schönen keynesianischen Theorie.

Übrigens hat sich die NZZ die Mühe gemacht, die Notenbank-Verschuldung der G-6 Staaten einmal aufzulisten: „Die ohnehin aufgeblähten Bilanzen der Notenbanken der G-6-Staaten – sie hatten sich Mitte des vorigen Jahres, bevor die US-Notenbank dem Repo-Markt kräftig unter die Arme greifen musste, auf rund 15 Bio. $ summiert – erreichen jetzt 24 Bio. $, und die Bank of America geht von einem weiteren Anstieg der Gesamtsumme auf 28 Bio. $ Ende des nächsten Jahres aus.“ Nur mal so als Info.

Da sollte sich keiner über den Anstieg eines nicht durch Notenbank- bzw. Staats-Intervention beliebig vermehrbaren Hard Assets wundern: Nämlich Gold!

Marktdaten

EUR/USD 18.08.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8382 2.005,00 USD 1.680,59 EUR  
  6,11 EUR 0,4%
Silber 0,8382 27,94 USD 23,42 EUR  
  0,27 EUR 1,2%
Au/Ag   71,8  
[ratio]   -0,6 -0,8%
Platin 0,8382 954,00 USD 799,64 EUR  
  2,27 EUR 0,3%
Palladium 0,8382 2.093,00 USD 1.754,35 EUR  
  -24,79 EUR -1,4%
NIKKEI225   23.061,87  
  -42,08 -0,2%
DAX30   12.859,72  
  -82,53 -0,6%
S&P500 19:30 Uhr 3.388,88  
    3,53 0,1%

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