Angekommen – oder doch geistig in Deutschland zurückgeblieben ?

Gold News vom 7. Oktober 2024

Gold & Gesellschaft

Es sind inzwischen schon knapp drei Jahre vergangen, die ich hier in Bulgarien verbringe [wohne, mein Geld verdiene, die Freizeit gestalte]. Zeit, eine Zwischen-Bilanz zu ziehen. Die entscheidende Frage lautet: Fühlt man sich angekommen oder doch noch mit der ehemaligen Heimat verbunden?

Ich möchte diese Frage anhand von Fragen bzw. von Stellungnahmen Einheimischer und welcher, die in meiner engeren Umgebung wohnen, beantworten.

Ich habe nie meine deutsche Staatsangehörigkeit verschwiegen oder verleugnet, dass ich aus diesem Land ausgewandert bin. Erstaunlich fand ich, dass 80-90 % fragten, warum eigentlich nach Bulgarien? Wir tendieren dazu, eher auf negative Erfahrungen eine Antwort geben zu wollen. Aber so funktioniert das wohl nicht.

Nach einigen Überlegen kamen mir drei Sätze über die Lippen: Erstens wegen der freundlichen und hilfsbereiten Leute. Zweitens wegen der Natur. Und drittens, weil man in diesem Land entspannt leben kann. Man kann es den Leuten an der Mimik ablesen, ob sie dieser Erklärung Glauben schenken möchten oder nicht. Mein Eindruck war: Ja.

Aber es gibt auch die negative Art: Begonnen hatte es mit einer Diskussion am Rande der Wohnanlage. Der Italiener meinte nämlich, dass Merkel 2015 so intelligent gewesen sei, die ‚gut ausgebildeten Syrier‘ [seine Worte] nach Deutschland aufzunehmen. Da gab es augenblicklichen Widerspruch meinerseits. Und mein Nachbar meinte daraufhin, dass er neulich in Dortmund insbesondere mit den vielen Afghanen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Man muss den Menschen auch bei Fehlurteilen die Möglichkeit zum geordneten Rückzug geben. Wir sind verblieben mit meiner Feststellung, dass die Zerstörung des deutschen Sicherheitsgefühls ein Grund für meine Auswanderung war.

Wenige Minuten später meinte ein 25-jähriger bulgarischer Unternehmersohn, dass er die Deutschen von seinem letzten Ägypten-Urlaub als großlaut und belehrend kennengelernt hatte. Bingo: Damit waren die zwei wesentlichen Gründe für meine Entscheidung zur Auswanderung benannt worden, ohne dass ich selbst den ‚Nestbeschmutzer‘ spielen musste.

Ich schlafe gut ohne Ukraine-, Israel-, Flüchtlings- und Demokratie[Kampf-gegen-Rechts]-Nothilfe. Derweil sie mich weder finanziell noch moralisch [für mich ein Synonym für deutsche Unterwürfigkeit] betreffen.

Aber andere, die den Weg aus Deutschland gefunden haben, sind meines Erachtens vielfach immer noch geistig mit diesem Land verbunden und maßen sich an, mitbestimmen zu wollen, wie sich diese Daheimgebliebenen gefälligst zu verhalten hätten.

Die entscheidende Frage lautet: Sieht man sein Ziel nur als Zwischenstation ‚Exil‘ oder hat man seine (neue) ‚Heimat‘ gefunden?

Da sind wir wieder bei den Deutschen aus dem Ägypten-Urlaub des jungen Bulgaren. Was für eine verlogene Arroganz.

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