Energetische Modernisierung: Alter Wein in neuen Schläuchen

Gold News vom 24. April 2023

Gold & Gesellschaft

Nachdem sich die öffentliche Hand vor bereits mehr als zehn Jahren von ihrem Wohnungsbestand trennen musste, herrschte bei den Investoren Party-Stimmung. Zuerst einmal wegen der niedrigen Preise, zu dem sie die Wohnungen, die aus den Fünfziger, Sechziger und Siebziger Jahren stammten – und somit einen beträchtlichen Renovierungsstau aufwiesen – übernehmen konnten.

Aber viel wichtiger erschien den Investoren die Aussicht, die Mieten kräftig erhöhen zu können. Zu diesem Zweck hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, bis zu 8 Prozent der Renovierungs-Kosten pro Jahr über die Miete zu erlösen. Geworben wurde damit, dass sich die Renovierungskosten über sinkende Energiekosten quasi von selbst amortisieren würden.

Aber 20 cm Styropor auf die Außenwände zu klatschen und neue Fenster einzubauen, machte nur die Chemie-Industrie und die Handwerks-Betriebe fett. Und die Mieter? Sie blieben auf ihren kräftig erhöhten Mieten sitzen, ohne dass sich signifikante Ersparnisse bei den Nebenkosten – insbesondere der Heizung – einstellen wollte. Bei Vielen beherrschte plötzlich der Schimmel das Miet-Objekt, weil sich Feuchtigkeit durch die neue Dichtheit und das Entstehen von Kältebrücken ansammelte.

Etwas ähnliches droht den Mietern nun von Habecks Wärmepumpen-Initiative. Auch hier soll Modernisierung – nun als Voraussetzung für den effizienten Einsatz der Wärmepumpe beworben – die Lösung sein. Und immer noch gilt die Regelung mit den 8 Prozent pro Jahr von damals, die die Vermieter für die Kosten auf die Miete aufschlagen können. Das Dumme ist nur: Die Mieter glauben, der Vermieter würde heutzutage die energetische Sanierung (Dämmung plus Wärmepumpe) auf seine eigenen Kosten durchführen.

Dumm nur, dass sich die Mieter hier in falscher Sicherheit wiegen. Denn mit 50.000 Euro pro Wohnung für die energetische Sanierung muss man schon rechnen. Macht bei 8 Prozent eine jährliche Mieterhöhung von 4.000 Euro; also über 300 Euro monatlich. Und das praktisch zeitlich unbegrenzt.

Wird die Sanierung diesmal den gewünschten Effekt bringen und die Wärmepumpe im optimalen Effizienz-Bereich bringen? Wir wagen das aufgrund den Dämm-Erfahrungen mit dem Nachkriegs-Wohnbestand zu bezweifeln.

Beweisen kann man es aber erst dann, wenn nach zwei Jahren (oder später) die plötzlich unverhältnismäßig gestiegenen Stromrechnungen bei den Mietern reinflattern.

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Kommentare zu diesem Thema

Geschrieben von GAST am 27.04.2023 09:37 Uhr

Wärmedämmung erhöht die Heizkosten https://www.wiwo.de/finanzen/immobilien/umstrittene-ersparnis-zweifelhafte-energieersparnis/7243848-3.html Umstrittene Ersparnis: Zweifelhafte Energieersparnis "Dass eine Wärmedämmung für höhere Heizkosten sorgt, lässt sich somit aus der Studie nicht ablesen. Aber sicherlich sind Zweifel berechtigt, ob die nach der U-Wert-Berechnung einkalkulierten Einsparziele überhaupt realistisch erreichbar sind. Eins der stärksten Argumente der Dämmkritiker ist dabei auch mangelnde Haltbarkeit vieler Fassaden im Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS). Es gibt zahlreiche Fälle, in denen die Fassadendämmung im Laufe der Jahre zunehmend feucht wird, sich sogar vollsaugt, wie ein Schwamm. Konrad Fischer hat zahlreiche solcher Fälle dokumentiert, die Medien haben bereits mehrfach darüber berichtet. Die Folgen einer feuchten Dämmung reichen dann von unschönem Algen- oder Pilzbefall bis hin zu massiven Bauschäden durch Schimmel oder ein flächiges Abbrechen der gesamten Dämmschicht. Und die in den Anfangsjahren durchaus vorhandenen Dämmeigenschaften der isolierten Fassade gehen durch die Feuchtigkeit sukzessive verloren – und damit auch die erhoffte Energieersparnis. „Ich schütze mich ja auch nicht mit einem nassen Pulli vor Kälte“, so Fischer." Das im Oktober 2018 verstorbene Mitglied Konrad Fischer im Stromverbraucherschutz NAEB wusste, wovon er schreibt, denn er hat hunderte von Immobilien erfolgreich energetisch saniert: http://www.konrad-fischer-info.de/213baust.htm "Das Deutsche Ingenieurblatt, Kammerorgan der Ingenieure, Heft 11 2008 läßt uns zum Energiesparbeschiß endlich mal folgendes lesen: "Wahrscheinlich ist ... eine geringere Energieeinsparung als im (nach DIN/EnEV) unterstellten Gebäudemodell berechnet, da die Studie ("Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnahmen für die selbst genutzte Wohnimmobilie und den vermieteten Bestand in Bezug auf die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) ab 2009" des Institutes Wohnen und Umwelt IWU Darmstadt für die Bundesvereinigung der Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft BSI) als Ausgangspunkt der Wirtschaftlichkeitsberechnungen beim theoretischen Energiebedarf festgelegter Mustergebäude ansetzt. Eine aktuelle Auswertung von Energieausweisen der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen zeigt, dass der tatsächliche Energiebedarf in der Praxis erheblich niedriger ist, als der theoretische Energiebedarf. Eine Sanierung, die sich bei einem hohen Energiebedarf für den Eigentümer "theoretisch" rechnet, kann praktisch trotzdem unwirtschaftlich sein. ... Es ist erkennbar, dass sich für jeden Eigentümer die Notwendigkeit einer belastbaren Ermittlung des tatsächlichen Einsparpotenzials ergibt, die auch den gegenwärtigen tatsächlichen Energieverbrauch in Bezug nimmt. Energieberatung, Planung und Qualitätskontrolle sind in den Investitionskosten der Studie nicht veranschlagt." "

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