Planung heißt nicht wirklich wissen

Gold News vom 11. Juni 2024

Gold & Gesellschaft

Als ich noch in Wiesbaden wohnte, am Rande der Taunus-Hügel, da hatte ich die Vorstellung, dass die diversen in den Berg geschlagenen Stollen und Brunnen für den Wasserbedarf der Stadt ausreichend seien.

Weit gefehlt: Nur ein Bruchteil des Wassers ist ‚Taunuswasser‘. Der Rest kommt aus den Rhein-Sickergruben [Schierstein] und über eine lange Pipeline aus dem hessischen Ried. Da sterben jetzt die Bäume ab, weil das Rhein-Main-Gebiet dort das Grundwasser abpumpt.

Etwas ähnliches habe ich für mein Dorf an den Rhodopen-Hängen erwartet. Und in der Tat; das Wasser stammt aus einem Brunnen im Sickergebiet der Maritza, die Bulgarien bis nach Griechenland durchzieht.

Da wir aber ‚rückschrittlich‘ sind, bleibt das Wasser von den 1.100 – 1.400 Meter hohen angrenzenden Gebirgen in den Bäumen. Einfach mangels vorhandener Rohrleitungen und Pumpstationen.

Entsprechend gut sieht der Wald auch aus. Und trotz des Hitzestresses von bis zu 40 Grad Celsius. Wo noch Wasser vorhanden ist, da spenden die Bäume für den Menschen zusätzlich kühlenden Schatten. 7 Grad waren das bei knapp 1.000 Höhenmeter.

Nun ist – wahrscheinlich durch die seit Anfang Juni 2024 auf über 30 Grad gestiegenen Temperaturen – der Wasserbedarf hoch. Und ein Brunnen, aus dem zu viel Wasser gezogen wird, verliert an Pegelstand.

Also Wasser-Management – wie an vielen Orten und Regionen hier in Bulgarien – der sich in einem erheblichen Druckabfall bemerkbar macht.

Irgendwie hatte ich so etwas schon geahnt, ohne die Topologie der Wasserversorgung zu kennen.

Da sowieso kein ‚Trinkwasser‘ – ich nenn das mal so, obwohl ich noch nie einen Schluck Wasser aus der Wasserleitung in Bulgarien getrunken habe – wirklich aus den Bergen kam, erscheint die Vorstellung, dass man anstatt dessen den ‚leichtesten Weg‘ der Ausbeutung der Grundwasser-Reserven gehen würde, absurd.

And when the shit hit the fan …

Also wir haben seit Wochen einen praktisch nicht mehr vorhandenen Wasserdruck. Und wie die Menschen einmal gepolt sind, bunkern sie das Wasser in Containern. Ohne Druck natürlich.

In Deutschland ist es nicht möglich, die private Wasserversorgung durch einen Brunnen mit dem öffentlichen Netz zu verbinden. Aber in Bulgarien. Das hat mich 2023 motiviert, die sowieso schon vorhandenen Verbindungsleitungen der privaten Wasserpumpe mit der Wasserverteilung im Haus zu kombinieren: Mit ausschließlich chinesischer Technik, die Reinigung, Entsalzung und UV-Bestrahlung des Wassers vorsah. So wie in echten Wasserwerken; bloß für einen Bruchteil des Geldes.

Ich war wirklich beeindruckt, wie die Chinesen eigentlich urdeutsche Erfindungen wie den Ionenaustausch in technische Verfahren kombiniert haben. Das kriegt man natürlich immer noch von einem deutschen Unternehmen: Aber zu einem vielfachen Preis.

Wasser ist zwar wichtig. Aber an die Versorgung ist immer eine gewisse Preisvorstellung gekoppelt. Sein Klo mit Kanister-Wasser zu spülen oder seine Spaghetti mit altem Wasser in Gefäßen zu kochen, ist trotzdem möglich.

Zumal das ganze Konzept von einer noch vorhandenen Stromversorgung abhängt.

First-mover advantage – würde man heute sagen. Denn die Theoretiker mit ihren Szenarien, Plänen und Coaching-Vorstellungen lagen wieder einmal voll daneben.

Eine gute Planung ist zwar richtig; aber noch lange keine Garantie für den echten Erfolg. Und selbst der ist mit einigen Einschränkungen verbunden.

Kommentare zu diesem Thema

- Noch kein Kommentar vorhanden -

zurück zur Liste Kommentar schreiben