Verlust kurzfristiger Stabilisatoren

Gold News vom 17. Oktober 2023

Gold & Gesellschaft

Seit den frühen 1920er Jahren galt für die Wirtschaftswissenschaft die Unterscheidung zwischen kalkulierbarem Risiko und unbestimmter Unsicherheit. Vergessen hat man aber die Unbeabsichtigtheit [unintendedness], d. h. wenn etwas geschieht, das nicht beabsichtigt war.

Diejenigen, deren Aufgabe es heute ist, Risiken zu managen, neigen dazu, sich auf die Dinge zu konzentrieren, denen Wahrscheinlichkeiten zugeordnet werden können und zucken bei allem anderen mit den Schultern.

Sie täten besser daran, einfach davon auszugehen, dass die meisten großen Pläne scheitern werden.

Ein Beispiel ist der plötzliche Anstieg der nominalen und realen Zinssätze, der dazu geführt hat, dass die Rendite 10-jähriger US-Treasuries von 0,66 % im April 2020 auf 4,88 % in der letzten Woche gestiegen ist.

Das letzte Mal, dass sich die 10-jährige Rendite innerhalb von drei Jahren so stark bewegt hat, war 1979-82 – als der Fed-Vorsitzende Paul Volcker den Inflationsdrachen der 1970er Jahre zu bekämpfen hatte - ein Zeitraum, in dem es nicht nur eine, sondern zwei Rezessionen gab.

Einen vergleichbaren Anstieg der Anleiherenditen folgte der Börsencrash am Schwarzen Montag im Oktober 1987 - "immer noch der schrecklichste Tag in der Geschichte der Märkte".

Das vergangene Jahr war für US-Anleiheanleger das schlechteste Jahr seit 1871, mit einer Gesamtrendite von minus 15,7 %, noch schlechter als das Jahr 2009.

Für 2023 liegt die Rendite seit Jahresbeginn bei fast minus 10 %; auf das Jahr hochgerechnet sind das minus 17,3 % - noch schlechter als 2022. Wir haben es mit den zwei schlechtesten Jahren für Anleiheinvestoren seit anderthalb Jahrhunderten zu tun.

Mohamed El-Erian, der ehemalige Chef des größten Anleihehändlers der Welt – PIMCO, eine Allianz Tochter – bemerkte neulich in der Financial Times: „Das einflussreichste Segment der weltweiten Finanzmärkte verliert seine längerfristigen strategischen Anker und läuft Gefahr, auch seine kurzfristigen Stabilisatoren zu verlieren.

Damit meint er die Zins-Entwicklung auf dem US-Bondmarkt.

Der Druck auf die öffentlichen Finanzen ist also größer als ursprünglich angenommen. Die ausländischen Käufer scheinen zögerlicher zu sein, auch aus geopolitischen Gründen. Ein erheblicher Teil der großen inländischen institutionellen Anleger, wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, hält bereits beträchtliche Mengen an Anleihen mit hohen Marktwertverlusten.

Marktdaten

EUR/USD 17.10.23 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,9452 1.920,80 USD 1.815,54 EUR  
  -2,42 EUR -0,1%
Silber 0,9452 22,83 USD 21,58 EUR  
  0,18 EUR 0,8%
Au/Ag   84,1  
[ratio]   -0,8 -1,0%
Platin 0,9452 898,00 USD 848,79 EUR  
  2,17 EUR 0,3%
Palladium 0,9452 1.123,00 USD 1.061,46 EUR  
  -7,70 EUR -0,7%
NIKKEI225   31.994,80  
  335,77 1,1%
DAX30   15.239,69  
  1,70 0,0%
S&P500 19:30 Uhr 4.372,12  
    -1,51 0,0%

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