5-Feb-2019 Dauerflops aus Berlin

Marktgeschehen am 5. Februar 2019

Was soll ich dazu noch sagen: Gold befindet sich derzeit in einer „Day Trading Range“, wo die Shorts versuchen, den Preis zu drücken. Aber am Ende doch wieder mit Verlusten den Markt räumen müssen. Ohne entscheidende Nachrichten wird sich daran auch nichts ändern – denn der Markt für Gold ist einfach einer der liquidesten weltweit. D.h. um größere Kursausschläge in die eine oder andere Richtung bewirken zu können, muss man entweder viel Gold verkaufen können oder viel Gold kaufen. Und geht dabei noch das Risiko ein, dass der Markt einen wie beim ‚Mensch ärgere dich nicht‘ Spiel auf Los zurückbefördert.

Das Dilemma ist nämlich folgendes: Die Notenbanken können zwar beliebig viel Geld aus dem Nichts generieren („drucken“), um Gold kaufen zu können. Aber das widerspricht genau ihrer Handelsstrategie, sieht man einmal die von Russland ab. Auf der anderen Seite stehen die Longs, die zwar gut mit Gold ausgerüstet sind, aber einfach nicht das freie Geld dazu haben, um den Goldkurs mit Käufen zu heben.

Das Spiel wird zwar geschickt über den Devisenkurs Euro zu US-Dollar von den Notenbanken der USA (FED) und Europas (EZB) betrieben und hat auf die technisch motivieren Trader eine Wirkung, die folgendermaßen aussieht: Steigt der US-Dollar gegen den Euro an, dann wird Gold in US-Dollar sinken. Steigt der Euro dagegen gegen den US-Dollar, dann steigt der US-Dollarkurs des Gelben Metalls. Diese Situation ist für Besitzer, die für ihr Gold Euro hergeben müssen, auf der einen Seite befriedigend, weil Gold in Euro praktisch nicht sinkt. Aber auch beunruhigend, weil sich der Goldpreis auch bei schwachem US-Dollar – in Euro gerechnet – nicht bewegen will.

Was aber beunruhigt: In mitten dieses Kampfes steigt der S&P500-Index stetig an. Während DAX und NIKKEI praktisch stagnieren. Die Ursache kann die starke Real-Wirtschaft in den USA sein. Aber auch die Marktkräfte, die US-Aktien auf alle Fälle wieder gegen Gold auf die Siegerstraße befördern wollen.

Diese Schlacht ist noch nicht geschlagen – so dass ich in meiner derzeitigen Einschätzung vorsichtig bin. Jedenfalls eines muss man festhalten: Dem System ist ein Ansteigen der Aktienindizes wichtiger, als andere Anlageformen inklusiv den Devisenmärkten. Da sich die Wirtschaft der globalistischen Supermacht Deutschland aber eher auf dem Rückzug befindet (Beispiel: einbrechender Ifo-Index und die negative Entwicklung der Steuereinnahmen) – was noch durch entsprechende Zahlen zu beweisen ist – gehe ich eher von einem schwächeren DAX und NIKKEI aus. Ob sich in diesem Klima der US S&P500 durchmogeln kann, wage ich zu bezweifeln.

PS: Nicht nur der S&P500 ist ein „Durchmogeler“ - auch Palladium steigt bereits den dritten Handelstag um jeweils 1% an. Zu dumm, dass dieses Edelmetall nur mit hohen Einkauf-/Verkauf-Spreads gehandelt wird. Und für Privatinvestoren die 19%ige Mehrwertsteuer beim Kauf hinzukommt. Und keiner will doch ernsthaft in dieser Lage unseren Fiskus fett füttern …

Gold & Gesellschaft

Die Berliner Fluglinie Germania hat heute einen Insolvenz-Antrag gestellt und den Flugbetrieb eingestellt. Natürlich bleiben – wieder einmal – die Ticket-Käufer auf ihren Flugscheinen sitzen. Wie im Fall der Air Berlin hat man die Fluggäste zu beruhigen versucht, dass angeblich zugesagte Gelder mittelfristig den Flugbetrieb sicherstellen würden. Wenn solche Latrinen-Parolen in der Öffentlichkeit – auch mittels der Presse – verbreitet werden, heißt dies: Akute Insolvenzgefahr. D.h. KEINESFALLS Tickets kaufen, die erst im Zeitraum von Wochen oder Monaten angetreten werden können. Aber die Gier der Massen-Fluggäste nach einem „Schnäppchen“ ist so groß, dass das Gehirn völlig auszusetzen scheint.

Germania komplettiert die Reihe von Flops, die ihren Ursprung in Berlin nahmen: Die Insolvenz der Air Berlin, der Hauptstadt-Flughafen, der inzwischen keine einzige Berliner Airline mehr hat, die er bedienen könnte. Und natürlich das Desaster der Deutschen Bahn, die aus der Berliner Zentrale gemanagt wird.

Ich komme aus der damaligen Frontstadt (West-)Berlin und kenne die dortige Erwartungshaltung. Es herrscht eine Subventions-Mentalität vor, die ordentliche Wirtschaftsbetriebe sich nicht entwickeln lässt. Sei es damals durch die Berlin-Förderung, welche die gesamte bundesdeutsche Zigaretten-Produktion nach Berlin lenkte, sowie den Produktionsanteil von SIEMENS und anderen Betrieben. Deshalb bin ich auch nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991 weggegangen, denn mir war klar: Das wird ein Sterben auf Raten. Und so kam es schließlich auch: Die 8%ige Berlin-Zulage (steuerfrei) auf das Brutto-Einkommen fiel weg, die Stadt deindustrialisierte sich zunehmend durch den Wegfall der Berlin-Förderung als auch den Umzug der Unternehmen in das Umland.

Aber Korporatismus – oder wie ich sage „Konzernkommunismus“ – scheint das neue Rezept unseres Wirtschaftsministers zu sein. Natürlich in „Absprache“ mit den Franzosen: Denn da wird Etatismus und die Verschmelzung von Politik und Wirtschaft ganz groß geschrieben.

Den Korporatismus in seiner autoritären Form kennen wir übrigens aus der Geschichte: Er nannte sich „italienischer Faschismus“ (Mussolini), „Austrofaschismus“ (Dollfuß) und „Volksgemeinschaft“ (Hitler). Diese Denkrichtungen endeten alle in einer totalen Katastrophe. Also will man es mit der „liberalen“ Art des Korporatismus erneut versuchen. Aber die Äußerungen des französischen Wirtschaftsministers Bruno Le Maire deuten darauf hin, dass dieser nicht wirklich „liberal“ sein wird: „Wir müssen die Kartellbestimmungen der EU hinterfragen, um die schnelle Schaffung großer europäischer Player zu ermöglichen“, sagte er. Unser gewichtiger Wirtschaftsminister sekundierte: „Wir müssen bedenken, welche Anpassungen in unserem Wettbewerbsrecht notwendig sind“, sagte Altmaier vergangene Woche im Bundestag.

Seit Otto von Bismarck hat die deutsche Politik nur Schrott zustande gebracht. Als 1873 die Berliner Vereinsbank Quistorp fiel, blieb Bismarck hart: „Wer Gewinne einstreicht, muss auch Risiken tragen“, lautete sein Credo. In der Folge mussten 70 deutsche Banken Konkurs anmelden – und kein einziges Institut wurde vom Staat gerettet. Die Folge waren zwar vier Jahre Rezession, weil die deutsche Wirtschaft nicht mehr ausreichend mit Krediten versorgt werden konnte. Aber die junge & prosperierende Wirtschaft steckte auch dies weg und setzte letztendlich ihren Wirtschaftsaufschwung gegen den Hauptkonkurrenten Großbritannien fort.

Marktdaten

EUR/USD 05.02.19 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8754 1.314,40 USD 1.150,63 EUR  
  1,01 EUR 0,1%
Silber 0,8754 15,82 USD 13,85 EUR  
  -0,02 EUR -0,1%
Platin 0,8754 817,00 USD 715,20 EUR  
  -0,14 EUR 0,0%
Palladium 0,8754 1.359,00 USD 1.189,67 EUR  
  11,72 EUR 1,0%
NIKKEI225   20.844,45  
  -39,32 -0,2%
DAX30   11.178,55  
  37,57 0,3%
S&P500   2.735,74  
    14,78 0,5%

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