Inflation als Teil der Lösung

Gold News vom 24. Februar 2023

Marktentwicklung

Die derzeitige Preis-Entwicklung an den Edelmetall-Märkten macht es erforderlich, die makroökonomische Situation näher zu beleuchten. Anfang des Jahres war die Situation bei Gold noch im neutralen Bereich: Das Metall hat das getan, wozu es durch seine DNA am besten geeignet ist: Wertspeicher – also Inflationsschutz. Deshalb die Kursgewinne in Höhe der Inflationsrate.

Nun sind durch die Preiseinbrüche die Kurs-Gewinne seit Jahres-Beginn wieder futsch. Der Grund ist, dass die USA mit ihrer gezielten Inflations- und Reindustrialisierungs-Politik (siehe heutiger Bericht) den Rang des US-Dollars als Welt-Leitwährung riskieren. Selbst die Ölgroßmacht Saudi-Arabien will sich vom Petro-Dollar abwenden.

Da muss man aufpassen, dass Gold dem Dollar nicht den Rang als Welt-Leitwährung abspenstig macht. Deshalb wird gezielt Liquidität – abzulesen an den Zahlen zur Geldmenge M2 – verknappt und wahrscheinlich auch am Goldmarkt interveniert.

Wie in der Vergangenheit waren diese Aktionen allerdings nur von kurzer Dauer. Auch diesmal erwarten wir – nachdem die USA ihr gezieltes Inflationierungs-Programm (‚Inflation Reduction Act‘) abgeschlossen hat – dass wieder business as usual beim Goldpreis einkehrt.

Es sei denn, es passiert etwas Gravierenderes. Aber auch deshalb halten wir ja Gold als Risiko-Absicherung im Portfolio.

Gold & Gesellschaft

Ein viele hunderte von Milliarden US-Dollar umfassendes Ausgabegesetz – ‚Inflation Reduction Act‘ – als Maßnahme zur Inflations-Bekämpfung zu bezeichnen: Auf diese Idee wäre noch nicht einmal George Orwell gekommen.

Natürlich hat das gleich in Brüssel, Paris, Rom und Madrid zu einem Aufschrei der Politiker geführt, die historisch gesehen in der Inflation kein Problem, sondern ein Teil staatlich gelenkter Wirtschaftspolitik sehen. Ergo: Europa brauche auch so ein (weiteres) Ausgaben-Monster. Als ob die diversen (europaweit und national) aufgelegten Programme zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen von Corona-Lockdowns und der Preisexplosion bei Gas und Strom nicht schon genug Löcher in die Staats-Haushalte Europas gerissen haben.

Letzteres, d.h. die diversen Energiepreisbremsen mit direkten oder indirekten Subventionen für die Verbraucher und die Produzenten – man denke da nur an die Defizite des Gas-Großhändler Uniper (2022: -19,1 Mrd. Euro) in Deutschland oder an die in ähnlicher Höhe angefallenen Defizite des französischen Atomkraft-Betreibers Électricité de France (2022: -18 Mrd. Euro) – haben die Vereinigten Staaten nicht vorzuweisen gehabt.

Aber das Franzosen-Geblöke soll hier nicht unser Thema sein.

Die Regierung Joe Bidens gibt mit vollen Händen Geld aus. Dies treibt die Verschuldung Washingtons ans Limit – und heizt die Teuerung an. Längst gilt die Inflation als Teil der Lösung und nicht mehr als Problem.“ schrieb Christof Leisinger neulich in der NZZ.

Nun, die Biden-Administration betreibt eine Politik der industriellen Entkernung Europas. Wer produziert denn eigentlich noch innerhalb der EU: Deutschland, Frankreich und zum Teil Italien. Die Industrien, die sich in Osteuropa entwickeln konnten, sind vielfach Zulieferer oder aus Kostengründen ausgelagerte Industrien, die aus Deutschland, Frankreich und Italien geführt werden.

Die durch die relativ stabilen Energiepreise vermiedene Inflation jenseits des Atlantiks wird zur industriellen ‚Wiederaufrüstung‘ genutzt. Das treibt zwar die US-Inflation. Aber gleichzeitig erhöht die US-Notenbank (FED) ihre Zinsen, um gegen die gewollte Inflation vorzugehen.

Klingt irgendwie paradox: Denn so wird die US-Inflation nur dadurch gebremst, in dem man den Unternehmen (durch höhere Finanzierungs-Kosten) und Arbeitnehmern die Möglichkeit nimmt, die Preise bzw. Löhne entsprechend zu erhöhen. Denn das würde zu einer Lohn-Preis-Spirale führen. Und die möchte man natürlich nicht haben. Denn die neuen Industrien müssen letztendlich mit China konkurrieren. Und dafür müssen die Real-Einkünfte der amerikanischen Haushalte runter. Nebst der Gewinne der Unternehmen. Also Kaufkraft abgeschöpft werden. Ein zweites Paradoxon.

Gleichzeitig entledigt man sich seiner europäischen Konkurrenz: Indem man dort die Inflationsrate anfeuert, kann die EZB nicht anders, als ihrerseits die Zinsen anzuheben. Mit gravierenden Folgen für die stark auf billigem Kredit angewiesenen Wirtschafts-Sektoren wie die Bauwirtschaft.

Es bleibt eben die Ausgaben-Lücke zwischen der  EU und den USA. Und diese Differenz nutzt Amerika dazu, sich zu reindustrialisieren. Und da ist die Inflation eben ein Teil der Lösung.

Markdaten

EUR/USD 24.02.23 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,948 1.810,50 USD 1.716,35 EUR  
  -2,06 EUR -0,1%
Silber 0,948 20,83 USD 19,75 EUR
  -0,36 EUR -1,8%
Au/Ag   86,92
[ratio]   1,5 1,7%
Platin 0,948 908,00 USD 860,78 EUR
  -31,48 EUR -3,5%
Palladium 0,948 1.339,00 USD 1.269,37 EUR
  -32,24 EUR -2,5%
NIKKEI225   27.439,97
  335,65 1,2%
DAX30   15.269,45
  -206,24 -1,3%
S&P500 19:30 Uhr 3.953,99
    -58,60 -1,5%

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