Mini-BOTS – Das italienische Sarajevo auf den Währungskerker Euro

Gold News vom 17. Juni 2019

Marktgeschehen

„Et hätt noch immer jot jejange“ - Es ist noch immer gut gegangen. Das ist nicht nur eines der Kölschen Grundgesetze, sondern auch die Beschreibung der Ereignisse vom letzten Freitag an den Edelmetall-Märkten.

Was war passiert: Der Goldpreis hatte im Laufe des Handels zwei wichtige Marken für das Investieren in Gold gerissen. Die Marke von 1.200 Euro pro Feinunze – und die Marke von $1.350. Es herrschte Panik am Markt. Zuerst hat man mit einer Drückung des Euro-Kurses gegenüber dem US-Dollar versucht, Gold wieder unter die Marke von $1.350 zu drücken. Das gelang auch – allerdings verharrte der Euro-Goldpreis weiter auf einem Niveau von über 1.200 Euro pro Feinunze. Erst im späten Freitags-Nachmittag gelang es dann den Markt-Parteien, Gold auch unter diese Marke zu bringen.

Hier sieht man, welche Dynamik derzeit in dem Markt für physisches Gold kaufen steckt. Erst mit massivem Einsatz von Derivaten auf dem Papier-Goldmarkt gelang es schließlich, die Nachfrage nach dem echten Gold wieder unter Kontrolle zu bringen.

Geld anlegen in Gold - die Zeiten der Optimisten sind vorbei

Für diejenigen, die derzeit noch am Spielfeld-Rand warten, um ihre Strategie Geld anlegen in Gold möglichst kostengünstig umzusetzen, sah es zeitweise ziemlich schlecht aus. Aber „Et hätt noch immer jot jejange“ – übrigens genauso, wie beim Thema Blackout. Da hangelt man sich auch von Schock-Zustand zu Schock-Zustand – ohne dass bislang etwas wirklich Dramatisches passiert wäre.

Die Situation bleibt im Hinblick auf die währungspolitische Großwetterlage undurchsichtig. Eine kurzfristige Einschätzung, wie sich Gold in den nächsten Tagen nach dem Markteingriff vom Freitag entwickeln wird, möchten wir nicht abgeben wollen. Insbesondere die Wall Street zeigt sich unbeeindruckt von der Kriegsgefahr am Persischen Golf und dem Handelskrieg mit China. Man hofft vielmehr auf einen Push durch eine Zinssenkung der FED.

Gold als Wertanlage - Goldpreise Beobachten und ggf. Aufstocken

Wir bleiben bei unserer Strategie Gold als Wertanlage zu empfehlen. Wer schon seit Monaten diese Strategie umgesetzt hat, um seine Bestände an physischem Gold aufzustocken, sollte nach der turbulenten Entwicklung vom Freitag den Markt beobachten. Vielleicht sehen wir hier niedrigere Einstiegskurse, die man als Gold Investor mitnehmen sollte.

In Gold investieren - nicht den Zeitpunkt für den Ersteinstieg verpassen

Wer aber schon seit Monaten auf den Erst-Einstieg wartet, in Gold investieren zu können, sollte aufgrund der Unsicherheit der Zukunft jetzt schon zumindest einen Teil seines Geldes in Gold umtauschen. Denn er riskiert bei steigenden Preisen, den Goldzug zu verpassen.

Gold & Gesellschaft

Das Handelsblatt hat sich am Wochenende mit dem Plan der italienischen Regierung auseinandergesetzt, sogenannte mini-BOTS („Buono del Tresoro“, d.h. italienische Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit) mit einer kleinen Stückelung bis herunter zu fünf Euro einzuführen. Unter dem Titel „Euro-Ersatz - Mini-Bots: Europa hat Angst vor Italiens Parallelwährung“ sehen insbesondere die EU-Kommission als auch die EZB darin eine Gefahr für den Euro, weil Italien so eine Parallelwährung etablieren könnte, die eine Konkurrenz zum Euro darstellen könnte.

Man agiert hier im Gegensatz zu Griechenland, die die Troika zu Zugeständnissen erpressen wollte, sehr geschickt und nicht nach der Methode „mit dem Kopf durch die Wand“. Es ist also wahrscheinlich, dass Salvini mächtige Unterstützer in den USA hinter sich weiß, die ebenfalls Italien den langfristigen Ausstieg aus dem Euro ermöglichen wollen.

Die Argumente, warum die mini-BOTS weder ein Zahlungsmittel, noch zusätzliche Schulden des Landes darstellen, sind meines Erachtens überzeugend. Da die mini-BOTS nicht als Geld dienen, da sie kein verpflichtendes Zahlungsmittel wie der Euro sind, verstößt Italien nicht gegen die Regeln der EZB. Es wird vielmehr auf die „Freiwilligkeit“ dieser Titel hingewiesen. Aber was freiwillig ist, kann auch nicht als gesetzliches Zahlungsmittel – also Geld – dienen.

Das zweite Argument, das die EZB gegen die mini-BOTS anführt, greift ebenfalls ins Leere: Da die mini-BOTS eine Art „freiwilliges“ Geld sind, mit der man auch bezahlen könne – z.B. seine Steuern – können es auch keine Schulden des italienischen Staates sein. Die in Deutschland von der EZB emittierten Euro-Noten sind schließlich auch keine deutschen Staatsschulden, die dem Land zugerechnet werden können.

Diese ganze Diskussion erinnert mich an die Habsburger-Monarchie Österreich/Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg. Die war ein Völkerkerker der Nationen, die einander oft feindselig waren und im Krieg nur wiederwillig für ihre Monarchen kämpften – und das meist auch ohne Erfolg.

Bei dem Euro ist es ähnlich: Das ist nämlich ein Währungskerker völlig unterschiedlicher und oftmals zerstrittener Nationen, die nur mit der Knute „währungspolitischer Stabilität“ unter ein Dach gebracht werden konnten. Im Kampf gegen die anderen Weltleitwährungen – z.B. den US-Dollar – steht man vielfach auf verlorenen Posten. Nur der – vielfach schon im ausländischen Besitz befindlichen – deutschen Industrie schafft man mit dem Euro permanente Reize für ihren Erfolg. Ein Erfolg, der übrigens – anders als bei der Deutschen Mark – beim Bürger nicht ankommt. Man denke nur an die Nullzinsen, die das Vermögen über die Zeit durch die Inflation entwerten. Oder die moderaten Lohnsteigerungen seit Anfang des Jahrtausends, die mit einer Belastungs-Quote von 50% zum Großteil vom Staat konsumiert werden.

Ergo: Der Euro hilft den Deutschen nicht  – sondern schadet ihnen genauso wie den Italienern. Aber irgendjemand muss das Attentat auf die Währung ausführen, so wie 1914 ein serbischer Separatist in Sarajevo. Der resultierende Krieg hat am Ende zur Zerstörung des Völkerkerkers der Habsburger geführt, genauso wie die mini-BOTS den Währungskerker Euro zerstören werden. Dessen wahre Herrscher sind nämlich das globalisierte Groß-Kapital. Das wird mit großer Macht an ihrem Herrschafts-Instrument Euro festhalten wollen. Aber hier kämpft eine ganz andere Macht – und sie wird erfolgreich sein.

Marktdaten

KW25 EUR/USD 17.06.19 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,8911 1.338,60 USD 1.192,83 EUR  
  -2,27 -0,2%
Silber 19:30 Uhr 0,8911 14,80 USD 13,19 EUR  
  0,00 0,0%
Platin 19:30 Uhr 0,8911 793,00 USD 706,64 EUR  
  -9,31 -1,3%
Palladium 19.30 Uhr 0,8911 1.440,00 USD 1.283,18 EUR  
  -6,07 -0,5%
NIKKEI225 7:00 Uhr   21.134,77  
  21,96 0,1%
DAX30 17:30 Uhr   12.103,41  
  8,06 0,1%
S&P500 22:00 Uhr 19:00 Uhr 2.893,22  
    9,15 0,3%

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