Religiöses Zinsverbot – Politisches Negativzinsverbot

Gold News vom 21. November 2019

Gold & Gesellschaft

Ein Zinsverbot kennen wir aus den drei monotheistischen Religionen – also dem Judentum, dem Christentum und dem Islam. Während der Koran ein absolutes Zinsverbot sowohl als Kreditgeber / Zinsempfänger [Gläubiger] als auch als Kreditnehmer / Zinszahler [Schuldner] fordert, erlaubte das christlich geprägte Europa seit dem Jahre 1500 sogenannte Zinsgeschäfte.

Da Kapital eine kritische Ressource für das Wirtschaften ist, kam die Welt – und insbesondere Europa – in Zeiten, wo ein christliches und feudales Zinsverbots-Regime herrschte, mit der Wirtschaftsentwicklung des Kontinents nur unwesentlich voran. Das lag vor allen daran, dass sich die vorherrschende Subsistenz-Wirtschaft ohne die Möglichkeit der Kapitalbeschaffung mittels Dritten nicht weiterentwickeln konnte. Die bisherigen Kapitalbesitzer hatten schließlich keine Veranlassung, an ihrem Status Quo etwas zu ändern und ihr Geld in Innovationen, die mit einem Verlustrisiko behaftet waren, zu stecken. Schließlich gab es ja keinen ernstzunehmenden Wettbewerb. Die Subsistenzwirtschaft geht auch immer mit Unterproduktivität einher. Wie der Name schon impliziert, ging es bei dem damaligen Wirtschaften lediglich um die Befriedigung der Grundbedürfnisse.

Die Juden kannten dagegen ein Zinsverbot, das Arme und enge Verwandte vor Verarmung schützen sollte. Aber von Fremden durften sie Zinsen erheben. Aus diesem im Christentum zuerst verbotenen aber dann noch verpönten Geben von Krediten mit Zinsen entwickelte sich der Berufsstand der Geldverleiher. Das eröffnete jetzt Ideengebern – heute würde man sagen Innovatoren – die Möglichkeit, die Art des Wirtschaftens unter Verwendung von fremden Kapital weiterzuentwickeln. Neue Produktionsverfahren, die sich im Rahmen der industriellen Revolution ab dem Jahr 1760 entwickelten, konnten schneller, besser und effizienter Waren herstellen und so diejenigen Produzenten verdrängen, die mit ihrer puren Kapitalmacht in der Vergangenheit den Markt beherrscht hatten.

Natürlich führte der Zins auch zu einer Reihe von Negativentwicklungen wie Wucher oder der Tatsache, dass man mit seinem Modell am Ende auch scheitern und das eingesetzte Kapital verlieren konnte. Aber diese Effekte wurden von den Geldverleihern bei ihrer Zinsberechnung schon mitberücksichtigt. Ein Teil des Zinses ist deshalb auch die Risikoprämie für das Verlustrisiko des an einen Fremden verliehenen Geldes.

Ohne Kapital nebst Zins hätte es die moderne Industrie-Gesellschaft nie gegeben. Man sieht es ja heute in den Ländern, wo die Gesetze des Korans gelten: Das Zinsverbot bringt dort praktisch keine Innovationen zustande – die Länder bleiben zurück in der Epoche vor dem Jahr 1500 in Europa stehen und nur ihr Rohstoffreichtum verschafft ihnen das [zinsfreie] Kapital, um ihre Wirtschaft mit europäischen Technologien auszurüsten.

Kommen wir nun zum Thema Negativzins und dem Sturm im Wasserglas, den derzeit der bayerische Ministerpräsident Söder um das Thema Negativzins-Verbot veranstaltet. Denn Negativzinsen dürfte es eigentlich überhaupt nicht geben. Schon jeder Geldverleih müsste mit einem positiven Zins belastet werden. Denn schließlich besteht für den Gläubiger ein Verlustrisiko, das er als Risikoprämie in den Zins einrechnen müsste.

Zum zweiten lautet die Grundlage des Wirtschaftens: Kapital ist eine kritische Ressource. Und ohne diese Ressource kann man auch nicht produzieren und seine Produkte weiterentwickeln.

Also irgendetwas scheint mit dem Kapitalbegriff nicht mehr zu stimmen. Die GEZ-Medien behaupten, es sei einfach viel zu viel Kapital vorhanden und deshalb müsse die EZB den Zinssatz auf praktisch Null senken. Das erklärt aber nicht, warum die Risikoprämie des Zinses ebenfalls Null ist. Oder warum ein Investor nur ein Teil seines Kapitals am Ende des Ausleihprozesses zurückfordern sollte.

Die nackte Wahrheit ist: Das Schuldgeld, das wir heute als Kapital zu besitzen glauben, ist gar kein Kapital. Es nicht ein Nichts – und hat demzufolge auch keinen Wert mehr. Zinsen haben diesem Schuldschein, der sich Geld schimpft, in der Vergangenheit noch einen Wert eingehaucht. Genauso wie ein Anteilsschein an einem Unternehmen – die Aktie - keinen Wert besitzt, wenn er keine Gewinne in Form von Dividenden ausschüttet. Es sei denn, das Unternehmen dient lediglich den Zweck, den es in einer Subsistenz-Wirtschaft hatte: Nämlich der Befriedigung eines eigenen Grundbedürfnisses.

Deshalb ist Söders Negativzins-Verbot der Versuch, den Bürgern die nackte Wahrheit zu verheimlich: Dass nämlich ihr gespartes Schuldgeld KEINEN Wert mehr hat. Wir haben uns also mit der Politik der EZB in ein finanzielles Tohuwabohu manövriert, dessen Ergebnis das Ende des modernen Schuldgeld-Systems ist. Und damit den Rückfall in eine kreditlose Ära wie vor dem Jahr 1500 – die Subsistenz-Wirtschaft – erwirken wird.

Dass sich diese Erkenntnis bei den Bürgern verbreitet, möchte die Politik möglichst lange in die Zukunft verschieben. Nur deshalb kämpft sie für das Negativ-Zinsverbot.

Markdaten

EUR/USD 21.11.19 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,9046 1.463,00 USD 1.323,43 EUR  
  -6,96 EUR -0,5%
Silber 0,9046 17,07 USD 15,44 EUR  
  -0,01 EUR -0,1%
Au/Ag   85,7  
[ratio]   -0,4 -0,5%
Platin 0,9046 914,00 USD 826,80 EUR  
  0,56 EUR 0,1%
Palladium 0,9046 1.744,00 USD 1.577,62 EUR  
  3,69 EUR 0,2%
NIKKEI225   23.048,95  
  -94,91 -0,4%
DAX30   13.155,83  
  -19,41 -0,1%
S&P500 19:30 Uhr 3.105,59  
    12,81 0,4%

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