Schleichender Abstieg - Deutschland und seine Aktien bleiben zurück

Gold News vom 11. März 2019

Marktgeschehen

Die Aktie des Flugzeugherstellers Boeing stand im Laufe des Tages unter Druck, nachdem ein weiterer Absturz einer Boeing 737-800 MAX in Äthiopien beim Start Zweifel an der Sicherheit dieses Flugzeugtyps nährte. Die US-Airlines haben derzeit Mühe, ihre Passagiere überhaupt noch zum Boarding dieses Flugzeugtyps zu bewegen.

Der FED-Chef Jerome Powell erklärte in der Sendung „60 Minutes“, dass Donald Trump ihn nicht feuern könne. Trump beschuldigt die FED, mit ihrer Politik der Zinsanhebungen den Wirtschaftsaufschwung in den USA abzuwürgen. Die FED legte nach den Abwärtsbewegungen der Aktienmärkte insbesondere im Dezember 2018 ihre Pläne für eine weitere Leitzins-Erhöhung erst einmal auf Eis. Ob dieser Streit zwischen den beiden Schwergewichten wirklich ernst ist, wage ich schon seit Monaten zu bezweifeln. Es geht meines Erachtens sowohl Trump wie auch Powell darum, den USA einen Zinsvorsprung vor den Euro-Ländern zu verschaffen: Damit könnte im Falle eines Wirtschaftsabschwungs die FED die Zinsen senken, während diese Möglichkeit die EZB mit ihren Null-Zinsen nicht hat. Über radikale Methoden wie Negativzinsen mit Schrumpf-Bargeld und Helikopter-Geld philosophiert ja schon seit mehreren Wochen der IWF.

Meines Erachtens würden solche Maßnahmen für Europa nur destruktiv wirken, weil das Euro-Bargeld vor Negativ-Zinsen einfach beispielsweise in die Schweiz flüchten könnte. Würden die Euro-Länder daraufhin den freien Kapitalverkehr mit Grenzkontrollen und Devisen-Bewirtschaftung unterbrechen, so hätte Trump eines seiner Ziele erreicht: Insbesondere Deutschland müsste seine Exporte in die Länder außerhalb des Euro-Raums begrenzen. Auf gut Deutsch: Das Ende der Globalisierung!

Für den heutigen Rückgang des Gold-Preises gibt es für mich noch keine schlüssige Erklärung. Außer dass man sich etwas Spielraum schaffen möchte, um einen erneuten Versuch des Überschreitens der $1.300er-Marke abwehren zu können.

Gold & Gesellschaft: Schleichender Abstieg - Deutschland und seine Aktien bleiben zurück

Deutschland, die globalistische Supermacht kann vor lauter Kraft kaum laufen: Wir verzeichnen die weltweit höchsten Exportüberschüsse – aber auch die größten Finanzierungssalden im Rahmen des Target 2 Systems innerhalb des Euro. D.h. wir geben die Exportüberschüsse gleich wieder unseren Nachbarn wie Griechenland, Spanien und Italien zinslos und ohne Rückzahldatum weiter.

Ja, unsere Autowirtschaft und die Investitionsgüter-Branche boomt wegen des fast zweistelligen Wachstums in China.

Aber trotz dieser Erfolge honoriert der Aktienmarkt dies nur mit einem 2,3-fachen Kurs seit dem März 2009; dem Jahr, an dem der Schock der Finanzkrise vom Herbst 2008 als überwunden galt.

Aber für den weitgefassten US-Aktienindex von 500 Unternehmen – den S&P500 – wurde sogar ein 4-facher Aufschlag bezahlt. War es also nur der Trump-Effekt, der die US-Wirtschaft an den Aktienmärkten so stark gegenüber Deutschland anstiegen ließ – oder sind da noch andere Aspekte zu berücksichtigen?

Unstrittig sind die deutschen Banken gegenüber den US-Banken bei der Kapitalausstattung benachteiligt. Und unsere Institute mussten besonders stark unter den Folgen der Finanzkrise von 2008 leiden – und tun dies auch noch heute. Die Nullzins-Politik der EZB, die eigentlich die Kreditvergabe im Euroraum verstärken sollte, erwies sich als Rohrkrepierer: Mit den Zinsen schrumpften nämlich die Zinsmargen bei den Banken und gefährdeten durch die Basel III Regelungen die Verlängerung bestehender Kredite. Nur der Staat wurde quasi entschuldet und hat die ersparten Zinsen auf seine Schulden prompt in viele zig-Milliarden teure Finanzabenteuer wie die Flüchtlingskrise gesteckt. Dafür erhält der Sparer für seine private Altersabsicherung praktisch keine Zinsen mehr.

Die Entwicklung der Aktienkurse der deutschen Banken der letzten 10 Jahre sprechen eine deutliche Sprache: Deutsche Bank – minus 41 % und Commerzbank – minus 58 %.

Na gut, wir haben ja die Energiewende, die die deutschen Energieunternehmen wie RWE und E.ON in ein neues Zeitalter befördern sollte. Hat sie auch – nämlich in den Abgrund: RWE – minus 56 % und E.ON minus 50 %.

Deutschland, das Land der Hochtechnologie im Energiesektor mit dem (ehemals) stabilsten Stromnetz der Welt ist inzwischen genauso Blackout gefährdet, wie Venezuela.

Was wir dafür nicht haben, sind Unternehmen der Hochtechnologie, die in den USA unter dem Kürzel FAANG zusammengefasst werden: Facebook, Apple, Amazon, NetFlix, Google.

Und der schleichende Abstieg Deutschlands könnte ziemlich schnell in einen freien Fall übergehen: Zum Beispiel bei den Autokonzernen wie VW, BMW und Mercedes. Dank der EU und ihrer Grenzwerte für Stickoxide und dem Ausstoß von Kohlendioxid. Das macht die Fahrzeuge Made in Germany nämlich in den nächsten Jahren unbrauchbar für den Vertrieb in Deutschland und den Rest der EU. Und draußen droht Trump mit massiven Zöllen auf deutsche Fahrzeuge. Und die chinesische Wirtschaft scheint eine unkontrollierbare Pause einlegen zu müssen – was wiederum insbesondere deutsche Investitionsgüter und Autos besonders treffen wird.

Dafür, dass man im eingleisigen Tunnel bereits schon das Licht des Gegenzuges erblicken kann, läuft der DAX eigentlich ganz gut.

Marktdaten

KW11 EUR/USD 11.03.19 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,8892 1.292,00 USD 1.148,85 EUR  
  -6,13 -0,5%
Silber 19:30 Uhr 0,8892 15,26 USD 13,57 EUR  
  -0,04 -0,3%
Platin 19:30 Uhr 0,8892 816,00 USD 725,59 EUR  
  1,62 0,2%
Palladium 19.30 Uhr 0,8892 1.512,00 USD 1.344,47 EUR  
  24,60 1,8%
NIKKEI225 7:00 Uhr   21.117,52  
  82,58 0,4%
DAX30 17:30 Uhr   11.538,64  
  70,97 0,6%
S&P500 22:00 Uhr   2.779,59  
20:00 Uhr   51,00 1,9%

Kommentare zu diesem Thema

Geschrieben von GAST am 11.03.2019 22:55 Uhr

https://www.boersennews.de/markt/aktien/hoechste-marktkapitalisierung suchen Sie hier mal nach deutschen Gesellschaften, auf Platz 49 sehe ich gerade etwas. Mit "Supermacht" hat das nichts zu tun

Geschrieben von P. Ziemann am 13.03.2019 11:21 Uhr

Danke! Auf Platz 2,3 und 4 befinden sich die FAANG-Unternehmen Apple, Amazon, Google (Alphabet). Warum sich allerdings Facebook nicht auf der Liste befindet, ist mir schleierhaft. Selbst NetFlix als "börsenschwächstes" Unternehmen steht auf Platz 42 - und damit vor dem deutschen Technologiekonzern SAP.

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