Chinas epische Immobilien-Blase

Gold News vom 11. September 2023

Gold & Gesellschaft

Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) schrieb vor mehr als zwei Wochen [„Ein giftiger Cocktail: Wieso China mehr als nur ein Immobilienproblem hat“] über die epische Blase am chinesischen Immobilien-Markt: „Zwischen 2002 und 2020 sind die Immobilienpreise in den grossen Städten des Landes um 600 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In den USA kletterten die Immobilienpreise während des Immobilienbooms vor zwei Jahrzehnten um 80 Prozent, in Irland um 100 Prozent und in Spanien um 230 Prozent. Eine Wohnung in Peking kostet heute das 45-fache eines durchschnittlichen Jahressalärs. In München liegt der Wert bei 15.

Versuchen wir den Vergleich Peking mit München einmal in Zahlen zu fassen: Eine deutsche Familie mit einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro (netto) zahlt bei einem Faktor 15 durchschnittlich für ihre Wohnung in München 1,5 Millionen Euro. In Peking müsste sie dafür umgerechnet 4,5 Millionen Euro bezahlen.

Nun bleiben den Chinesen nicht viele Optionen, ihr Geld anzulegen. Im Ausland können sie wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen praktisch nicht investieren. Und die streng regulierten eigenen Banken offerieren ihren Kunden nur magere Zinsen. Hinzu kommt, dass der Aktienmarkt den Ruf eines Spielkasinos hat und nicht als ein Instrument des Vermögensaufbaus gilt.

Das Problem: Die Menschen investieren oft in mehrere Immobilien gleichzeitig. In der Hoffnung, dass sich der Anstieg der vergangenen Jahre und Jahrzehnte fortsetzen würde. Dabei nehmen sie sogar in Kauf, die Wohnungen leer stehen zu lassen. 90 Millionen leer stehende Wohnungen soll es in dem Land geben.

Verschärft wird die Situation durch eine drohende demographische Katastrophe, die durch die seit den achtziger Jahren geltende Ein-Kind-Politik der Kommunistischen Partei ausgelöst wurde. Pro Frau bräuchte man durchschnittlich 2,1 Kinder, um das Gleichgewicht zwischen Alten und Jungen halten zu können. Derzeit beträgt die Geburtenrate 1,3. Obwohl man vor fünf Jahren diese Politik wieder beendet hat.

Aber selbst die Geborenen haben ein Problem, eine Beschäftigung zu finden. Trotz einer Quote von 70 Prozent mit Hochschulausbildung liegt die Jugendarbeitslosigkeit zwischen 40 und 50 Prozent.

Verschlimmert wird diese Situation noch dadurch, dass die Gemeinden/Regionen massiv die Infrastruktur ausgebaut haben. Und zwar mit Schulden und mittels Finanzinstrumenten, die auf weiterhin gute Renditen des Immobilien-Markts basieren.

Das Modell funktioniert ähnlich wie bei den deutschen Immobilien-Projektentwicklern: Sie kaufen Grundstücke von der Gemeinde, auf die sie zukünftig ihre Objekte stellen wollen. Besteht nun kein Bedarf nach neuen Immobilien, so bricht die ganze Kette rückwärts zusammen: Die Immobilien-Projektentwickler gehen mangels Nachfrage Pleite und die Gemeinde bleibt auf den bereits erschlossenen Grundstücken sitzen bzw. findet diese in der Insolvenz-Masse wieder. Und da auch die Gemeinde/Region die Infrastruktur mit Schulden finanziert hat, fehlen die notwendigen Einnahmen aus den Grundstückverkäufen.

Mit der Pleite der Immobilien-Projektentwickler stehen auch deren Kunden, die bereits eine kräftige Anzahlung geleistet haben, vor dem Ruin. Denn ihre gekaufte Wohnung kann nicht angefangen oder weitergebaut werden.

Die deutschen Probleme im Immobilien-Markt scheinen da vergleichsweise klein. Aber sie geben ein Vorstellung davon, vor welchen existenziellen Problemen China derzeit steht.

Marktdaten

KW37 EUR/USD 11.09.23 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,93 1.923,20 USD 1.788,58 EUR  
  -4,45 -0,2%
Silber 19:30 Uhr 0,93 23,07 USD 21,46 EUR  
  0,05 0,2%
Au/Ag 19:30 Uhr   83,4  
[ratio]   -0,4 -0,5%
Platin 19:30 Uhr 0,93 896,00 USD 833,28 EUR  
  1,58 0,2%
Palladium 19.30 Uhr 0,93 1.190,00 USD 1.106,70 EUR  
  11,47 1,0%
NIKKEI225 7:00 Uhr   32.482,87  
  -123,97 -0,4%
DAX30 17:30 Uhr   15.806,48  
  73,42 0,5%
S&P500 22:00 Uhr 19:30 Uhr 4.479,12  
    21,63 0,5%

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