Coronomics

Gold News vom 31. März 2020

Marktgeschehen

Der Goldpreis bewegt sich derzeit weiter nach unten. Aber den Goldmarkt für physisches Gold scheint es nicht zu interessieren. Gold ist entweder überhaupt nicht zu haben – oder nur mit riesengroßen Aufschlägen.

Die Märkte funktionieren einfach nicht mehr. Sie sind „defaulted“ oder zu Deutsch in Konkurs gegangen. Bloß die Edelmetall-Händler, die in dieser Situation noch auf der Jagd nach Gold sind, nutzen die niedrigen Papierpreise dazu aus, um günstig an Kundenware zu gelangen. Schließlich muss man ja seine täglichen Rechnungen des Geschäftsbetriebs bezahlen. Und da Gold derzeit absolute Mangelware ist, sehen wir solche Preiskombinationen wie z.B. einen Verkaufspreis von 5.307 Euro – normal wären bei uns 4.748 Euro - und einen Ankaufspreis von 4.632 Euro für einen 100g Goldbarren bei einem großen Edelmetall-Händler [der derzeit auch nicht liefern kann].

Mit einem solchen Aufschlag, der über dem zehnfachen eines funktionierenden Goldmarktes liegt, kann man auch noch sein Geschäft am Leben erhalten: Man braucht schließlich nur 10 Prozent der früheren Mengen zu verkaufen, um seine laufenden Kosten zu decken.

Gold & Gesellschaft

Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie reimt sich. Dieser Satz geht wohl auf Mark Twain zurück. Ebenso wurden die wirtschaftlichen Konsequenzen, die die Covid-19 Krise der Welt bringt, schnell mit dem anglo-amerikanischen Begriff der „Coronomics“, ein aus Corona und Economics zusammengesetzten Kunstwort, bezeichnet.

Wer sich noch an die achtziger Jahre erinnerte, als Ronald Reagan als US-Präsident eine Wirtschaftspolitik forcierte, die auf den Theorien der Chicagoer Schule [Angebotspolitik] des Ökonomen Arthur B. Laffer, basierte, kann sich vielleicht noch an den Begriff der „Reaganomics“ erinnern. Die Laffer-Kurve sagte nämlich aus, dass bei Steuersenkungen die Steuereinnahmen nicht sinken würden, sondern sogar noch steigen. Oder umgekehrt: Eine steigende Steuerlast führt nicht zu mehr Steuereinnahmen – sondern zu weniger.

Aber wo ist hier der Zusammenhang? Offensichtlich haben die derzeitigen „Coronomics“ nicht viel mit den „Reaganomics“ gemeinsam. Dafür aber mit der Aufrüstungs-Phase des Deutschen Reichs in den 30er-Jahren, die erst zum Anschluss Österreichs und dann zum Zweiten Weltkrieg führten.

Deutschland wollte damals aufrüsten – aber der Goldstandard war es der Deutschen Reichsbank nicht erlaubt, Geld beliebig ohne eine entsprechende Goldhinterlegung zu drucken. Man bediente sich eines Tricks: Nämlich der Gründung einer Scheingesellschaft [Metallurgischen Forschungsgesellschaft mbH], die als Finanzierungsinstrument in Form eines Wechselkredits diente. Mit diesen Mefo-Wechseln konnte sich die damalige Regierung indirekt verschulden, ohne dass die Reichsbank diese Schulden offiziell mittels der Gelddruckmaschine monetarisieren musste. In Wirklichkeit war dieses Geschäft aber eine Wechselreiterei, da das von der Reichsbank geschaffene Geld trotzdem in die Rüstungsunternehmen floss – ohne eine entsprechende Golddeckung der Schulden.

Heute haben wir ein ähnliches Instrument – es nennt sich Kreditanstalt für Wiederaufbau [KfW] und arbeitet offiziell mit den kreditgebenden Banken der Wirtschaft zusammen. Über dieses Instrument werden heute hunderte von Milliarden Euro geschaffen, um die Corona-Krise meistern zu können.

Aber wie in den späten 30er-Jahren die Mefo-Wechselreiterei aufflog, ist es heute mit den KfW-Krediten. Denn irgendwann braucht es einmal richtiges Geld – und das heißt damals wie heute Gold.

Die Folge: Der Anschluss Österreichs, bei dem es Deutschland primär um die Goldreserven des kleinen Nachbarn ging, wie der folgende Bericht des Standards unter dem Titel „"Anschluss": Der Raub von Österreichs Goldschatz darlegt. Aber diese Goldspritze funktionierte nur ein gutes Jahr. Und was im Herbst 1939 dann folgte, weiß jeder aus dem Geschichtsunterricht.

Heute befinden wir uns noch in der Zeit der Mefo-Wechselreiterei. Aber der Zeitpunkt muss kommen, wo die Regierung wieder auf Gold als Währungsanker der „Coronomics“ zurückgreifen muss. Dann wird sich zeigen, über wieviel physisches Gold die Bundesbank wirklich verfügt.

Ein weiterer Aspekt wird jetzt auch sichtbar: Den Eigentums-Status des Deutschen Golds. Obwohl die Bundesbank dem Euro-System angehört, ist das Gold jedoch nicht Eigentum der EZB und des Euro-Systems. Es gehört weiterhin der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb möchten auch andere Länder eine gesamtschuldnerische Haftung Deutschlands erzwingen – weil Deutschland dann auch mit seinem Staatsgold haften würde.

Aber dieses brauchen wir selbst, wenn das Eurosystem zerbricht und uns eine Währungsreform mit einer neuen Mark bringt.

Marktdaten

EUR/USD 31.03.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,9105 1.585,10 USD 1.443,23 EUR  
  -20,38 EUR -1,4%
Silber 0,9105 13,88 USD 12,64 EUR  
  -0,02 EUR -0,2%
Au/Ag   114,2  
[ratio]   -1,4 -1,2%
Platin 0,9105 723,00 USD 658,29 EUR  
  1,26 EUR 0,2%
Palladium 0,9105 2.290,00 USD 2.085,05 EUR  
  70,40 EUR 3,5%
NIKKEI225   18.910,32  
  -152,33 -0,8%
DAX30   9.928,19  
  139,69 1,4%
S&P500 19:30 Uhr 2.593,37  
    -14,24 -0,5%

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