Erdgas-Krise oder Gasflation?

Gold News vom 21. September 2021

Gold & Gesellschaft

Die neue Bundesregierung wird nach der Wahl am Sonntag viel Spaß mit den 41,5 Millionen Haushalten in Deutschland bekommen. Diesmal wird es egal sein, ob es sich dabei um Mieter oder Eigentümer handelt. Denn es geht nicht um die Zwangsumlage für CO2-Zertifikate bzw. Klima-Steuern, die der Endverbraucher bei einer absehbaren linken Koalition hälftig auf die Vermieter umlegen will.

Drei Zahlen muss man bei dieser Diskussion merken: Der durchschnittliche Wärmebedarf einer 4-köpfigen Familie beträgt in etwa 20.000 kWh – also 1.200 Euro bei einem bisherigen Preis von 6 Cent die kWh. Beim Strom sind es ebenfalls 1.200 Euro pro Jahr, wenn man einen Verbrauch von 4.000 kWh bei etwas mehr als 30 Cent / kWh ansetzt.

Allen Bullshit, den uns Klima-Politiker und deren Interessensvertreter tagtäglich verkaufen wollen, muss sich an diesen drei Parametern messen lassen.

Es geht in diesem Bericht um die Beschaffungskosten auf dem sogenannten Wholesale- oder Beschaffer-Markt für Wärme – also Erdgas. Und die sind innerhalb der letzten Monate in Deutschland von 15-20 Euro / MWh auf aktuell 65 Euro / MWh gestiegen [Quelle: HANDELSBLATT „Gaspreis steigt um mehr als das Dreifache – Industrie und Verbraucher leiden unter Rekordkosten“ ]. In Großbritannien vollzieht sich eine ähnliche Entwicklung; bloß da gehen die Preise schon seit Wochen kräftig nach oben und haben inzwischen ein Niveau von 74 Euro / MWh erreicht.

Der folgende Bericht der BBC [Gas crisis: No chance lights will go out, says government] zeigt eine Graphik, in der der Preis für Erdgas an Wiederverkäufer mit 168 pence pro therms, d.h. hundert ft3, gezeigt wird. Mit den imperialen Maßen muss man immer ein bisschen rechnen können, um unsere metrischen Maße zu erhalten. So entsprechen 1 MWh einer Erdgas-Menge von 34,1 Therms. Bei einem Pfund-Kurs von 1,17 zum Euro ergibt sich so ein Preis von 74 Euro pro MWh.

Bevor wir uns in typisch deutscher Hybris wieder einmal über die Probleme auf der Insel lustig machen: So ein großer Unterschied zwischen 74 Euro in UK und 65 Euro in Deutschland besteht nicht. Auch Putin kann für diese Misere nicht eine propagandistische Kollektiv-Haftung genommen werden. Denn England wird nicht mit russischen Gas versorgt.

Nur zum Vergleich: Vor der CO2-Besteuerung seit Jahresanfang galt bislang ein Endkunden-Preis von ca. 6 Cent / kWh, was 60 Euro / MWh entspricht. Und in diesem Preis sind noch nicht einmal die Kosten für Steuern und die diversen Abgaben enthalten.

Wir reden hier also um Preise, die für die Unternehmen, die das Gas an Endkunden verkaufen, inzwischen höher sind als die eigentlichen Kundenpreise. Nun ist das Verhältnis zwischen Beschaffungs- und Endkundenpreis bei Erdgas nicht so extrem, wie beim Strom. Denn da haben wir es fast mit dem Faktor 10 zu tun. Beim Erdgas dürfen wir eher von einem Faktor von zwei bis drei ausgehen. Mit diesem muss das Unternehmen Inkasso, Vertrieb und die Kosten des Leitungsnetzes zum Kunden bezahlen. Und natürlich die an den Staat abzuführende MWSt bzw. VAT.

Dass die Wholesale-Preise nicht sofort auf die Endkunden-Preise durchschlagen, liegt an langfristigen Lieferverträgen der Gas-Unternehmen mit ihren Lieferanten. Je weniger sie auf Beschaffung von Erdgas von den Rohstoff-Börsen abhängig sind, desto einfacher gelingt es ihnen auch, bestehende Verträge mit den Endkunden zu halten. Aber der BBC-Artikel zeigt auch, was passiert, wenn dies nicht der Fall ist: Dann geraten diese Unternehmen nämlich in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil sie Erdgas billiger verkaufen, als sie es einkaufen müssen. In einer Marktwirtschaft nennt man das unternehmerisches Risiko. Und die britische Regierung verhält sich hier im Sinne des Marktes.

Dieses Lob für „Crazy Boris“ muss hier einfach sein. Im real existierenden Merkel-Sozialismus hätte der Staat schon längst „korrigierend“ eingegriffen. Aber gerade die Beziehung von Genossin Angela zu Genossen Vladimir scheint hier korrigierend einzugreifen. Wäre da bloß nicht dieser Verrückte aus Kiew, der leistungslos Transit-Gebühren von seinem großen Nachbarn erpressen will.  

Am Ende wird aber sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland ein stark steigender Preis für Erdgas die Folge sein.

Auch die WELT ist auf dieses Thema unter dem Titel „Die gefährlichen Folgen der „Gasflation““ angesprungen.

Die nächsten Wochen und Monate versprechen wenig Langweile für das klimaindoktrinierte Wahlvolk. Und über die Gefahr verlöschender Gasflammen oder Lichter sprechen wir hier gar nicht mehr.

Marktdaten

EUR/USD 21.09.21 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8526 1.776,90 USD 1.514,98 EUR  
  12,81 EUR 0,9%
Silber 0,8526 22,61 USD 19,28 EUR  
  0,36 EUR 1,9%
Au/Ag   78,6  
[ratio]   -0,8 -1,0%
Platin 0,8526 949,00 USD 809,12 EUR  
  41,29 EUR 5,4%
Palladium 0,8526 1.946,00 USD 1.659,16 EUR  
  113,27 EUR 7,3%
NIKKEI225   29.843,47  
  -656,94 -2,2%
DAX30   15.313,81  
  177,86 1,2%
S&P500   4.369,70  
    42,63 1,0%

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