EZB – Auf den Spuren der Reichsbank

Gold News vom 5. Juni 2020

Marktgeschehen

Privatanleger verzweifeln an den steigenden Kursen“ titelte das HANDELSBLATT den heutigen weiteren Anstieg des DAX. Der hat in dieser Woche insgesamt um mehr als zehn Prozent zugelegt.

Wir verzweifeln gar nicht: Als die Krise mit Kurseinbrüchen begann, haben wir unseren Aktien-Privatbestand nicht angerührt – und werden das auch nach den derzeitigen Preisanstiegen nicht tun.

Auslöser für die heutigen massiven Marktbewegungen, die auch bei Gold & Co. zu massiven Preiseinbrüchen geführt haben – in dieser Woche um insgesamt 5 Prozent - , war die folgende Nachricht: „May sees biggest jobs increase ever of 2.5 million as economy starts to recover from coronavirus“. Anstatt eines erwarteten Anstiegs der US-Arbeitslosenzahl um 8,3 Millionen im Mai, kam es zu einem Anstieg der Beschäftigtenzahl um 2,5 Millionen. Insgesamt haben sich die Analysten also um 10,8 Millionen Arbeitslose verschätzt.

Gut für Donald Trump, den derzeit nicht nur Covid-19 und deren massiven Auswirkungen auf die US-Wirtschaft belasten. Sondern der auch gleichzeitig gegen die bürgerkriegsähnlichen Unruhen kämpfen muss, die seine Wiederwahl noch zusätzlich gefährden.

Aber Trump ist ein Arbeitstier, das schon bei seiner Nominierung für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 alle seine republikanischen Herausforderer durch schieren Fleiß und 20-Stunden-Tage aus den Rennen geworfen hat. Er braucht die Multi-Tasking Herausforderung, um seine wahren Stärken auszuspielen. Das werden die US-Wähler auch erkennen – und entsprechend honorieren.

Außerdem gilt in den USA traditionell die Hire-and-Fire Strategie: So schnell, wie man Arbeiter und Angestellte entlässt, stellt man sie eben auch wieder ein. Da im Mai die Lockdown-Maßnahmen im Vergleich zum April wesentlich gelockert wurden, konnten auch wieder Geschäfte wie Restaurants geöffnet werden. Und die sind sehr personalintensiv

Gold & Gesellschaft

Die Bürger kann man mit den Summen, mit denen Notenbank, Regierung und EU Kommission derzeit herumwerfen, nicht mehr beeindrucken. Das vor dem Hintergrund der Aktienmärkte, die die letzten Wochen Champagner-Laune verbreiteten.

Nur zum Vergleich: Würde man jedem Kind, jedem Bürger im arbeitsfähigen Alter und jedem Rentner jeweils 100.000 Euro schenken, dann wären das insgesamt Kosten von 8,3 Billionen Euro. So weit sind wir derzeit von dieser Summe nicht mehr entfernt, würde man die diversen staatlichen und halbstaatlichen [Notenbank, KfW] Programme aufaddieren, die in den letzten Wochen und Monaten geschnürt wurden. Für eine 5-köpfige Familie würden das 500.000 Euro sein. Ein Betrag, mit dem man für ein Jahrzehnt die komplette Lebenshaltung dieser Familie bezahlen könnte.

Aber die Gelder kommen bei den Bürgern nicht an. Anstatt Konsum-Schecks wie in den USA verteilt die Regierung lediglich eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19% auf 16% bzw. von 7% auf 5%. Der Bürger muss also erst einmal 1.000 Euro konsumieren – die Viele derzeit nicht haben – um 30 Euro sparen zu können. Das sind gerade einmal 2,5 % der Gesamtsumme.

Die EZB lädt gewaltig nach und wandelt auf den „Spuren der Reichsbank““ titelte gestern die WELT ihren Artikel über den letzten Coup der Euro-Zentralbank. Und schreibt: „Das Ausweiten der Geldmengen werde kolossale Umverteilungen von Einkommen und Vermögen nach sich ziehen, von der einige profitieren und viele benachteiligt würden.

Und wer profitiert, können wir hier nachlesen: „„Wir kaufen, was die Fed und andere Zentralbanken kaufen,“ erklärte der Chef der Anleihen-Sparte der weltgrößten Fondsgesellschaft BlackRock die Strategie seines Hauses. Das schrieben wir hier erst letzten Monat. Diese Beschreibung der Vorgehensweise ist allerdings nicht ganz korrekt. Eigentlich müsste es heißen: „Wir kaufen, was uns die Fed später und zu höheren Preisen wieder abkaufen wird.““

Am Ende werden damit die Schulden beispielsweise des italienischen Staates durch die EZB bezahlt, um die dortigen Durchschnittsrenten von 2.409 Euro im Monat schultern zu können. Solche Berichte wie der des FOCUS vom 30.5.2018 [ „Staatsverschuldung, Ersparnisse, Arbeitslosenquote - Sieben Zahlen zeigen, wie schlecht es tatsächlich um Italien steht“ ] sollte man unbedingt aufbewahren und jederzeit griffbereit halten, um die derzeitigen Programme in einen Kontext zu bringen.

Denn ohne Wirtschaftsleistung großzügige Renten auszuzahlen: Das erinnert fatal an die Ruhrgebietsbesetzung des Jahres 1923, die im Ruhrkampf mit der Arbeitsverweigerung der Deutschen Arbeiter endete. Die sollten nämlich für die Franzosen und Belgier die im Versailler Diktat dem Deutschen Reich aufgezwungenen Reparationszahlungen schultern. Da bei dem Streik keine Leistung erbracht wurde, die Reichsbank aber für den deutschen Staat trotzdem deren Schulden für die Finanzierung des Ruhrkampfs mittels der Notenpresse sicherstellen musste, wurden die Grundlagen für die Hyperinflation des Jahres 1923 gelegt.

Nun war der Ruhrkampf damals genauso notwendig, wie der heutige Kampf gegen die Covid-19 Pandemie. Aber die Reichsbank hat zu diesem Zweck die Reichsmark geopfert – während die EZB derzeit den Euro opfert

Marktdaten

  EUR/USD 05.06.20 Kurs / Delta in Prozent Vorwoche in Prozent
Gold 0,8856 1.680,10 USD 1.487,90 EUR      
  -30,55 EUR -2,0% -77,72 EUR -5,2%
Silber 0,8856 17,31 USD 15,33 EUR    
  -0,39 EUR -2,5% -0,82 EUR -5,4%
Au/Ag   97,06    
[ratio]   0,4 0,5% 0,1 0,1%
Platin 0,8856 806,00 USD 713,79 EUR    
  -14,74 EUR -2,0% -29,29 EUR -3,9%
Palladium 0,8856 1.869,00 USD 1.655,19 EUR    
  23,49 EUR 1,4% -1,42 EUR -0,1%
NIKKEI225   22.865,88    
  189,62 0,8% 1.000,93 4,7%
DAX30   12.852,00    
  439,93 3,5% 1.252,79 10,7%
S&P500 19:30 Uhr 3.204,10    
    98,94 3,2% 189,22 6,3%

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