Gold-gedecktes Handelssystem

Gold News vom 14. Januar 2020

Marktgeschehen

In der Automobil-Branche setzt sich der Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen fort. Wieder einmal ist OPEL besonders hart betroffenen, das seit dem Eigentümer-Wechsel von einem US-Konzern zu einem französischen Konzern die harte Hand französischer Industrie-Politik am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Genug Geld muss dafür noch vorhanden sein, denn der Abbau von weiteren 4.100 Arbeitsplätzen in Deutschland trotz Beschäftigungs-Garantie wird wohl eine Stange Geld für die freiwilligen Abfindungs-Regelungen kosten. Das HANDELSBLATT berichtet. Auch den Betriebsrat hat das Unternehmen mit einer verlängerten Kündigungsschutz-Regelung eingefangen. Was diese Wert ist, wenn trotzdem weitere Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, weil man sie mit hohen Abfindungen lockt, darf bezweifelt werden.

Aber nicht nur in diesem Segment geht es abwärts. So meldet der MDR: „Massiver Stellenabbau bei Supermarktkette Real befürchtet“. Hier sollen bis zu 10.000 Mitarbeiter [von 34.000 insgesamt] gehen, was einem Rückgang um ein Drittel bedeuten würde.

Diese Nachricht repräsentiert eben die Wahrheit über die angeblich so stark expandierende Dienstleistungs-Gesellschaft, die sich von der Entwicklung des Industrie-Standorts Deutschland abkoppeln würde. Am 5. Dezember 2019 haben wir das in unserem Gold News Beitrag „Dienstleistungs-Gesellschaft bricht mit der Industrie ein“ zu adressieren versucht. Die Mitarbeiter bei OPEL, die ihren Job trotz Abfindung verlieren, wechseln erst einmal in den Sparmodus, um mit ihrer Abfindung möglichst lange über die Runden zu kommen. Da werden die Einkäufe z.B. bei Real auf das notwendige Maß zusammengeschrumpft. Denn die Aussichten auf eine Anschluss-Beschäftigung in der Automobil-Industrie sind mehr als schlecht.

Zum Teil werden Summen von mehr als hunderttausend Euro bezahlt – ohne Sozialabgaben und mit einem reduzierten Steuersatz. Für die Betroffenen bietet sich das „Parken“ dieses Geldes inflationsfrei in physisches Gold kaufen an. Denn in Gold investieren ist nicht deren Fokus, denn man hat ja gerade keinen Job – und auch kein Einkommen – mehr. Die Stückelung in 100g-Barren erlaubt die bedarfsgerechte Auflösung der Abfindungssumme, wenn mal wieder Geld für die Lebenshaltung benötigt wird. Die Risiken eines kräftigen Kursrutsches bei Gold sind wegen der geopolitischen Lage als gering einzuschätzen.

Die zunehmende weltwirtschaftliche Bedeutung von Gold sehen wir in den Plänen von vier Ländern zum Gold-Dinar – siehe hierzu unseren heutigen Gold & Gesellschaft Beitrag - ebenso wie in der wohl von China betriebenen Strategie, Gold als neue Anker-Währung zu etablieren. Wie für Daniel Stelter so üblich, versteckt er dieses Ansinnen auf seiner Webseite in einem verklausulierten Artikel unter dem Titel „Das monetäre Endspiel wird vorbereitet (II)“ und stellt die valide Frage: „Die erste Frage ist, wer da aktiv eingreift. Gold wird nicht in SDR notiert oder gehandelt, sondern nur in USD (London/Chicago) bzw. in CNY (Shanghai). Wer dieses Spiel betreibt, muss nahezu unbegrenzt Zugang zu Gold, USD und CNY haben und womöglich auch zu SDR. Es gibt nur vier Spieler, die da infrage kommen, FED, ECB, SAFE (Chinese State Agency of Foreign Exchange) und der IMF selbst.“

Uns ist das auch seit mehreren Wochen aufgefallen: Zu Zeiten des vor-Londoner Handels kommt es öfters zu ungewöhnlich starken Preisbewegungen insbesondere bei Gold. Das legt in der Tat die Vermutung nahe, dass China hier seinen massiven Einfluss geltend macht. Als kommunistisches Regime stehen bei dem Land Themen wie ein freier und fairer Handel sowieso nicht im Fokus.

Gold & Gesellschaft

Malaysia, Iran, Katar und die Türkei wollen mit Blick auf die Verhängung von Sanktionen ein goldgedecktes Handelssystem aufbauen, wie die Deutsche Wirtschaftsnachrichten unter dem Titel „Gegen US-Sanktionen: Islamische Staaten bauen Gold-gedecktes Handelssystem auf“ gestern meldeten.

Diese Idee ist nicht ganz neu. Schon Anfang des letzten Jahrzehnts hatte der damalige libysche Diktator eine ganz ähnliche Idee. Mit dem Gold-Dinar sollte insbesondere der französische CFA-Franc, der die Währung der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion bildete, abgelöst werden. Denn die Westafrikanische Staaten – ehemalige Kolonien Frankreichs – stehen immer noch unter erheblicher Abhängigkeit Frankreichs, wie der erst kürzlich stattgefundene Besuch des französischen Präsidenten Macron gezeigt hat.

So war es kein Wunder, dass sich insbesondere Frankreich stark an dem Regime-Wechsel in Libyen mit seinem Militär beteiligte, was am 20. Oktober 2011 in der Ermordung von Gaddafi gipfelte. Die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton lachte von ganzen Herzen makaber vor der Kamera, als sie nach Gaddafis Tod verkündete: „Wir kamen, wir sahen, er starb“. Kurz danach wurden die mindestens 144 Tonnen Gold, über die das Land laut offiziellen Daten verfügte, per Flugzeug in die USA und nach London verschickt, um den seinerzeit explodierenden Goldpreis mit physischem Gold drücken zu können.

Das ist eben die Gefahr, die von physisch vorhandenen Gold ausgeht: Gold als Wertanlage ist zwar ein Ankerpunkt für eine neue Währung – aber man muss auch in der Lage sein, es verteidigen zu können. Und das konnte Libyen damals nicht.

Aber lesen wir weiter in den DWN zu den Plänen der vier – ebenfalls islamischen – Ländern: „Mit Blick auf die Verhängung von Sanktionen durch die USA bauen vier muslimische Staaten ein Handelssystem mit Golddeckung auf. Auch der Iran ist Teil der Koalition. Das Unterfangen birgt für die Teilnehmer einige Risiken.“ Nun, die Risiken kennen wir bereits aus dem Jahr 2011 in Libyen. Allerdings richtet sich die heutige Politik der USA weniger auf durch Militäreinsätze zu „humanitären Zwecken“ erzwungene Regime-Wechsel aus, als vielmehr durch einen verstärkten Fokus auf amerikanische Belange. Aber dass Staaten wie Frankreich zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen – insbesondere den Uran-Abbau für die Versorgung der Kernkraftwerke – gerne eigenes Militär und eine Heloten-Armee wie die Bundeswehr in Mali einsetzt, ist hinlänglich bekannt.

Bei den vier islamischen Staaten scheint diese Gefahr allerdings nicht mehr als so groß gesehen zu werden. So wird Malaysias Premierminister Mahatir Mohamad wie folgt zitiert: „Ich schlage vor, dass wir die Idee eines Gold-Dinars zur Handelsabwicklung wiederbeleben und auch einen Tauschhandel in den Blick nehmen. (…) Wir schauen uns das jetzt ernsthaft an und hoffen, dass wir einen Mechanismus finden, um das zu realisieren“.

Na, schaun mer mal.

Marktdaten

EUR/USD 14.01.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,8981 1.543,50 USD 1.386,22 EUR  
  -3,84 EUR -0,3%
Silber 0,8981 17,69 USD 15,89 EUR  
  -0,20 EUR -1,2%
Au/Ag   87,3  
[ratio]   0,8 1,0%
Platin 0,8981 980,00 USD 880,14 EUR  
  7,26 EUR 0,8%
Palladium 0,8981 2.147,00 USD 1.928,22 EUR  
  42,52 EUR 2,3%
NIKKEI225   24.020,10  
  188,66 0,8%
DAX30   13.450,17  
  17,41 0,1%
S&P500 19:30 Uhr 3.293,93  
    12,61 0,4%

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