Strommangel-Wirtschaft

Gold News vom 7. Dezember 2020

Marktgeschehen

China hat nach Mitteilung des Krypto-Informationsportals „The Block“ Kryptowährungen im Wert von insgesamt 4,6 Milliarden US-Dollar beschlagnahmt. Das ist signifikant, weil die Kryptowährungen ja immer als anonym und vor dem Zugriff des Staates geschützt angepriesen werden.

Allein die beschlagnahmte Menge von 194.775 Bitcoin entspricht mehr als ein Prozent dieser überhaupt verfügbaren Kryptowährung. Die beschlagnahmten Kryptos “will be processed pursuant to laws” and “forfeited to the national treasury” heißt es weiter in dem Artikel. Der Staat wird also die Kryptos verkaufen und das dabei erlöste Geld fließt an die Staatskasse.

Was die Auswirkungen eines Verkaufs in dieser Größenordnung auf den Preis des Bitcoin haben werden, werden wir demnächst erfahren. Komfortabel sollten sich Anleger dieser alternativen Geldform jedoch nicht fühlen. Wir wissen vom Gold-Markt, dass trotz dessen Liquidität mit großen Volumina der Preis immer dann mächtig unter Druck kommt, wenn der Staat in der einen oder anderen Form über eine unerwartet große Menge physisches Gold verfügt. Da eine kursstützende Bank, die über Zugriff zu der erforderlichen Liquidität verfügen müsste, fehlt, kann ein plötzlicher Kursrutsch nicht ausgeschlossen werden. Es sei denn, das chinesische Schatzamt verkauft die Kryptos in kleinen Chargen, um einen Kollaps des Marktes zu verhindern.

Gold & Gesellschaft

Wir kennen die Rahmenbedingungen, unter denen in Deutschland zukünftig Energie verbraucht werden darf: Kraftstoffe wie Benzin und Diesel seien ein Relikt der Vergangenheit und gehörten nach den Weisungen der Politik ebenso wie Verbrennungsmotoren auf den Schrotthaufen der Industriegesellschaft. Aber auch Erdgas und Heizöl dürfen zukünftig nicht mehr für die Wärmeerzeugung der Haushalte in Kesseln verbrannt werden.

Richten soll das alles unser Stromnetz: E-Autos für die Mobilität und Wärmepumpen für das Heizbedürfnis. Aber woher soll dieser zusätzliche Strom denn herkommen, wenn wir zuerst unsere Kernkraftwerke abschalten und demnächst auch die Braunkohle- und Steinkohle-Meiler, die in diesen Tagen dafür sorgen, dass überhaupt noch in diesem Land annähernd soviel Strom erzeugt wird, wie von den Verbrauchern nachgefragt?

Auch diese Frage müssen wir erst einmal parken. Aber rechnen dürfen wir zumindest. Und aus der ökonomischen Diskussion über die Effektivität von strombetriebenen Wärmepumpen wissen wir, dass man mittels eine Kilowattstunde Strom in etwa drei Kilowattsunden Wärme aus der Umgebung nutzen kann. Wenn wir also – unter der Annahme von unbegrenzten Ressourcen an Geld und Umrüstungsleistungen für den Wohnaltbestand – die 2.888 Peta-Joule an Gas und Heizöl in den Stromverbrauch für Wärmepumpen umrechnen, kommen wir auf einen Zusatzbedarf von 722 Peta-Joule an Strom. Alles für ein gesamtes Jahr.

Mit dem Faktor vier rechnen wir großzügig die Effektivität von E-Mobilität im Vergleich zu Verbrennungsmotoren um. Aus dem Kraftstoff-Verbrauch von 2.665 Peta-Joule wird so ein erwarteter Strom-Bedarf von 666,25 Peta-Joule an Strom. Alles zusätzlich, wie beim Thema Heizen.

Insgesamt müsste unser Stromnetz also zusätzliche 1.388,25 Peta-Joule erzeugen – ein Plus von 43 Prozent. Und „erlaubte“ Produzenten sind lediglich Photovoltaik und Windkraft. Bis auf das Grundrauschen, das Wasserkraft und Biothermik bereits schon seit Jahren ohne realistisches Wachstumspotential erzeugen. Schließlich sind die Laufwasserkraftwerke seit vielen Jahren und Jahrzehnten in Betrieb und die Menge an Biorohstoffen wird durch die Landwirtschaft begrenzt. Wir verheizen sowieso schon Agrarrohstoffe, die für Mensch und Tier besser investiert wären.

Und mit Erzeugen ist es noch nicht getan. Der Strom muss auch an die Punkte gebracht werden, wo er zum Heizen und Laden der Elektroautos verbraucht werden kann. Auch dieses Thema müssen wir als „kleines technisches Detail“ parken. Ebenso die Sinnhaftigkeit der Stromerzeugung mittels Solarenergie für die Wärmeerzeugung in den Herbst- und Wintermonaten, wo sich die Sonne nur zu den Mittagszeiten kurz zeigt.

Wir laufen im großen Tempo auf eine riesengroße Strommangel-Wirtschaft zu. Nur die Tatsache, dass die ganzen großen Pläne der Politik derzeit nur zu einem kleinen, einstelligen Prozentsatz auf unser Stromnetz einwirken, lässt das ganze irgendwie stabil aussehen. Aber das ist es nicht. Die Abbruch-Kante wird plötzlich und für viele „überraschend“ auftreten. Und sie wird mit einer Fallhöhe versehen sein, die am Ende die ganze Zivilisation in Frage stellen wird. Wir sehen ja, wie systemrelevant derzeit Krankenhäuser mit ihren Intensivstationen, Altenheime und anderen ärztlichen Zentren  sind. Ebenso wie die Lebensmittel-Infrastruktur ein funktionierendes Stromnetz benötigt.

Da gibt es keinen Plan B – das ist diesmal wirklich alternativlos.

Marktdaten

KW50 EUR/USD 07.12.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 19:30 Uhr 0,8245 1.861,70 USD 1.534,97 EUR  
  23,25 1,5%
Silber 19:30 Uhr 0,8245 24,51 USD 20,21 EUR  
  0,39 1,9%
Au/Ag 19:30 Uhr   76,0  
[ratio]   -0,3 -0,4%
Platin 19:30 Uhr 0,8245 1.030,00 USD 849,24 EUR  
  -18,84 -2,2%
Palladium 19.30 Uhr 0,8245 2.213,00 USD 1.824,62 EUR  
  -3,77 -0,2%
NIKKEI225 7:00 Uhr   26.551,49  
  -198,93 -0,7%
DAX30 17:30 Uhr   13.270,62  
  -17,02 -0,1%
S&P500 22:00 Uhr 19:30 Uhr 3.688,40  
    -1,98 -0,1%

Kommentare zu diesem Thema

Geschrieben von GAST am 07.12.2020 21:37 Uhr

Sehr geehrter Herr Ziemann, unter Übernahme Ihrer Petajoule-Gesamtzahl und einem ungefähren Netto-Jahresstromverbrauch von 550 Milliarden kwh in Deutschland komme ich sogar auf eine Steigerung des Stromverbrauches bei Totalumstellung auf Strom im Bereich Wärme und Mobilität von 68%!!! Entsprechend zusätzliche ca. 375 Milliarden kwh. Eine weitere Steigerung des Strombedarfes wird aus der hierzulande benötigten Eingangsenergie zur Herstellung von Wasserstoff per Elektrolyse resultieren. Zusätzlich würde - unter der Annahme, dass auch zukünftig Prozesswärme in der chemischen Industrie benötigt würde - auch der heute dort eingesetzte "Fossilanteil" durch Strom ersetzt werden müssen. . Es fällt schwer, die auch nur die prinzipielle Machbarkeit solcher Transformationen unter den gängigen Randbedingungen zu konstatieren. Mit Reaktoren der Generation IV und der wahrscheinlichen Entwicklung im Bereich der Kernfusion (Start-ups!) wäre das kohlenstofffreie Szenario jedoch denkbar. Mit freundlichen Grüßen und einem herzlichen Dankeschön für die vielen interessanten montäglichen bis freitäglichen Ausführungen!!!

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