Wirtschaftsmodell in der Schraubzwinge

Gold News vom 19. Februar 2020

Marktgeschehen

Der Silberpreis zeigt es an: Die Notenbanken fluten derzeit die Märkte massiv mit Liquidität. Dabei hat Silber das neue Jahrzehnt als ein „hässliches Entlein“ begonnen. Die Krise im Iran hat die Bürger eher in das Investieren in Gold getrieben, als in Silber. Und der de facto Shutdown der chinesischen Volkswirtschaft hat dem Industriemetall-Sockel vom Silber stärker getroffen, als dessen Krisenmetall-Sockel ihm geholfen hätte. Man konnte es an dem Gold/Silver Ratio, also dem Verhältnis zwischen dem Preis einer Unze Gold zu einer Unze Silber, zuletzt ablesen. Zwar stieg dieses Verhältnis nicht mehr auf 95 wie noch zur Mitte letzten Jahres. Aber das Ratio tendierte zuletzt wieder sehr hoch bei 90. Und derzeit sind wir wieder bei 87,7.

Auch die Werteanlage Gold konnte heute mit Unzenpreisen oberhalb der erst gestern errungenen Marke von $1.600 ihre DNA als Krisenmetall unter Beweis stellen.

So viel zusätzlich bereitgestellte Liquidität entfacht an den Börsen natürlich ein weiteres Kursfeuerwerk. Während der Aufzughersteller KONE sein Interesse an der Aufzugssparte von ThyssenKrupp wegen der Gefahr einer Pleite des Konzerns einstellte, feierte der Deutsche Aktienindex neue Höchststände. Dieses Barometer der Wirtschaft koppelt sich immer mehr von dem ab, was derzeit mit der deutschen Industrie passiert – und wird rein durch die Finanzmärkte getrieben. Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich, auf das Ende sehe!!

Dem KdF-Konzern ist in Hamburg sein größter Händler durch Insolvenz abhanden gekommen. Bislang zeichnete der für den Verkauf von jährlich 18.000 Autos mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro verantwortlich. Was am Ende aus den 1.300 Mitarbeitern wird, kann sich jeder selbst ausmalen. Aber der VW-Aktie macht es nichts aus. Sie legte schließlich heute im Verlauf des Tages um 0,4 % zu.

Gold & Gesellschaft

Die deutsche Hybris erlebt derzeit mit den zusammenbrechenden Lieferketten ihr Waterloo. Allerdings ohne den rettenden Flankenangriff des preußischen Generals von Blücher. Dafür aber mittels konsequenten Ignorieren und Nichtstun unseres Wirtschaftsministers – und unserer Kanzlerin der Herzen. Schließlich war es ja so einfach, mit niedrigeren Kosten in China die Vorprodukte – ohne strenge Umweltauflagen – für die eigene Industrie produzieren zu lassen.

So benötigt die Produktion der Lithium-Cobalt-Batterien für die Elektromobilität große Mengen an Strom, der günstig mittels Kohlekraftwerke in China produziert wird. Aber der riesige CO2-Fußabdruck landet am Ende nicht bei dem Nutzer Deutschland – sondern bei dem Produzenten China.

Der FOCUS widmet sich diesem Problem in einem Artikel unter den Titel „Chaos in China „Der Domino-Effekt ist katastrophal“: Firmen verzweifeln im Kampf gegen das Todesvirus. Dabei scheinen weniger die Konzerne das eigentliche Problemkind zu sein, als vielmehr kleine und mittelständische Unternehmen. Die seien laut dem Bericht „schwer betroffen“ und es würden „Pleiten drohen“.

Denen muss derzeit ganz schön die Muffe gehen. Denn deren Kammerpräsident Jörg Wuttke schilderte frei und offen die Situation, auf die wir schon seit mehreren Tagen hinweisen: „Völliges Unverständnis äußerte die Handelskammer über den Zwang zu 14-tägiger Quarantäne in Peking für Reisende aus dem Ausland und aus dem Rest Chinas. Wuttke sagte: „Es ist schon komisch, dass ich in Peking ein Flugzeug besteigen kann und in Frankfurt nicht in Quarantäne komme.“ Aber umgekehrt müssten Reisende aus Deutschland, das nicht vom Virus betroffen sei, in Chinas Hauptstadt in Isolation.

In die gleiche Kerbe schlägt auch der WELT-Bericht „Diese Krise trifft Deutschland an seiner empfindlichsten Stelle. Allerdings wird da noch eine andere Dimension beleuchtet – nämlich die der Leistungsfähigkeit der Bundesländer.

Während zwei (der drei) größten Nettozahler im Länderfinanzausgleich, Baden-Württemberg und Bayern mit jeweils 29,3 % bzw. 25,1 % der Industriearbeitsplätze an der Spitze der Republik stehen, bringt es der größte Nettoempfänger, Berlin, lediglich auf 7,2 % und damit auf Platz 16.

Genau diese fütternden Hände sind es, die derzeit ganz brutal abgeschlagen werden. Denn das zeigt die Graphik des Berichts sehr deutlich: Der Wohlstand im Land wird nicht durch Beamten, Politiker und dem sozial-politisch industriellen Komplex geschaffen, sondern durch die Industrie. Und je komplexer und vernetzter die Industriebetriebe sind, desto höhere Erträge liefern sie. Deshalb standen die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern bislang auch so gut da. Weil sie eine breit diversifizierte Industrie-Struktur haben. Die sich aber – und das zeigt uns jetzt der Fall China ganz deutlich – zu einem riesengroßen Problem für ganz Deutschland, und damit auch für die Europäische Union, entwickelt.

Und das gleichzeitig an drei Fronten. Nämlich neben den Export auch die kollabierenden Lieferketten. Nicht zu vergessen die dritte Dimension, in der Deutschland derzeit wie in einer Schraubzwinge zerquetscht wird: Nämlich der Klimapolitik.

Marktdaten

EUR/USD 19.02.20 Kurs / Delta in Prozent
Gold 0,927 1.608,50 USD 1.491,08 EUR  
  10,25 EUR 0,7%
Silber 0,927 18,31 USD 16,97 EUR  
  0,17 EUR 1,0%
Au/Ag   87,8  
[ratio]   -0,3 -0,3%
Platin 0,927 1.004,00 USD 930,71 EUR  
  13,64 EUR 1,5%
Palladium 0,927 2.576,00 USD 2.387,95 EUR  
  96,66 EUR 4,2%
NIKKEI225   23.385,93  
  198,99 0,9%
DAX30   13.786,12  
  119,49 0,9%
S&P500 19:30 Uhr 3.390,90  
    22,84 0,7%

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